Der Caritas-Kreisverband Tirschenreuth bietet in Wiesau einen offenen Trauertreff für Trauernde nach Sterbefällen an. Bisher war der Besuch eines solchen Treffs nur in Kemnath möglich, und das auch nur bedingt. Es handelte sich dort nämlich um eine geschlossene Zusammenkunft. Dies bedeutet, dass eine Gruppe zusammengestellt wird, und diese dann in mehreren Sitzungen immer in gleicher Konstellation zusammenkommt, um eine Beziehung zueinander aufzubauen.
Erfahrene Leiterin
In Wiesau soll nun sowohl ein offener, als auch ein geschlossener Trauertreff angeboten werden. Ein offener Trauertreff kann jeweils von jedem besucht werden. "Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass nichts von dem Erzählten nach außen dringt", erklärt Hospizbegleiterin Elke Burger. Gerade in ländlichen Gegenden würden viele einen solche Zusammenkunft bevorzugen, weil dort die meisten aus Angst vor Tratsch-Geschichten keinem anderen Menschen aus dem Ort alles preisgeben wollen würden. Dies sei aber das Ziel eines geschlossenen Treffs.
Seit 2002 sind die ehrenamtlichen Sterbebegleiter im Hospizdienst der Caritas deutschlandweit tätig und haben dadurch bisher rund 7000 Menschen geholfen. Die Idee zu einem solchen Ort der Begegnung hatte der Caritas-Kreisverband Tirschenreuth daher schon länger. "Durch die Sterbebegleitung standen wir schon immer mit den Angehörigen über den Tod hinaus in Verbindung", sagt der Caritas-Geschäftsführer, Diplom-Sozialpädagoge Jürgen Kundrat.
Elke Burger, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin und gelernte Hospizbegleiterin, leitete bisher das Treffen in Kemnath und sah auch schon seit längerem die Notwendigkeit, das Angebot auszuweiten. Sie wird auch die Leitung in Wiesau übernehmen.
Burgers Mann starb 2013. Durch eine Freundin aus dem Frauenbund wurde ihr schließlich in Grafenwöhr geholfen. Für Burger war es das Wichtigste, dass ihr jemand zuhört und mit ihr über ihre Trauer spricht. "Der Schwierigste ist immer der erste Schritt." Wenn sich ein trauernder Mensch mal dazu durchgerungen habe, jemandem seine Trauer anzuvertrauen, könne auch geholfen werden. "Das Wichtigste ist, über die Trauer zu sprechen und sich in der Gruppe gegenseitig zu bestärken."
Religion spielt keine Rolle
Besuchen kann den offenen Treff in Wiesau jeder. Der Ort wurde ausgewählt, weil er in der Mitte des Landkreises liegt. "Die Religion eines Trauernden spielt keine Rolle, auch wenn ein Angebot der Caritas auf den ersten Blick mehr christlich orientiert wirkt", erläutert Kundrat. Dennoch sei es einfacher, die Trauer zu überwinden, wenn eine Verhaftung im Glauben bestehe. Dann existiere auch der Glaube an ein Leben nach dem Tod, was einen Verlust einfacher mache.
Wie lange eine Trauererfahrung zurückliegt, sei egal. Burger erinnert sich an eine Frau, die erst 32 Jahre nach der Trauererfahrung einen solchen Treff aufsuchte. Auch ihr konnte geholfen werden. Einzig ganz frisch Trauernde sollten eine Weile warten, um sich der Trauer überhaupt bewusst zu werden.
Der offene Trauertreff in Wiesau ist jeden vierten Montag im Monat um 18 Uhr im Pfarrzentrum (Pfarrer-Ferstl-Straße 3). Der nächste Termin ist am 28. Januar. Der erste Teil besteht aus einem 45-minütigen gemeinsamen Abendessen. Dann behandelt Elke Burger thematisch der Jahreszeit entsprechend einen bestimmten Bereich und leitet einen Wortgottesdienst zu Themen wie Tränen oder Weinen. Außerdem will sie ihre Treffen durch bestimmte Rituale wie ein „Vater unser“ oder ein „Möge die Straße“ am Ende ergänzen. Auf Dauer will man das Angebot in Wiesau auch erweitern und mehr Treffen anbieten. Dazu werden aber mehr Hospizbegleiter benötigt. Die Finanzierung des Treffens soll in erster Linie durch Spenden erfolgen.
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