Die Hermann-Löns-Stadt Walsrode, gelegen etwa auf halber Strecke zwischen Hannover und Bremen, ist Jutta Weges Geburts- und im Herzen noch immer Heimatort. Doch zu Hause ist sie schon lange rund 500 Autobahn-Kilometer weiter entfernt in Wiesau. An ihrem 85. Geburtstag erzählt sie, was sie in die Oberpfalz verschlug.
"Mein Vater fiel an der deutsch-holländischen Grenze“, erinnert sich die Jubilarin an einen einschneidenden Tag im Frühjahr 1945. Dem anbefohlenen Torf-Stechen und den Schlangen in der Lüneburger Heide bald überdrüssig, zog es den Teenager Jutta nach Berlin: „Torfstechen war doch keine Arbeit für ein Mädchen.“ Das Leben in der großen Stadt begeisterte sie. Eine Anstellung fand Jutta im Kaufhaus KaDeWe in der Textilabteilung. „Den Tag, an dem ich in die Porzellanabteilung versetzt wurde, werde ich nie vergessen. Ich war doch eine Textilverkäuferin!“ Anders als damals lacht sie heute darüber. Infolge der ungeliebten Versetzung kam die junge Frau erstmals mit Oberfranken und der Oberpfalz in Berührung, denn sie verkaufte Geschirr und Figuren aus Selb, Arzberg, Schirnding, Weiden und anderen Porzellan-Metropolen.
Dass ausgerechnet dieses Fleckchen Erde zu ihrer zweiten Heimat wurde, verdankt sie ihrem erst im Mai 2021 verstorbenen Ehemann Hans-Joachim. Der Berliner war Strickmeister, der aus beruflichen Gründen Anfang der 1960er Jahre nach Wiesau wechselte. „Was blieb mir anderes übrig, als mitzugehen?“, erinnert sich Jutta Wege: „Meine Arbeitskollegen waren fassungslos. Auf meinen Entschluss, Berlin und das KaDeWe zu verlassen, um alles gegen Wiesau einzutauschen, wo ich doch niemand kannte, folgte nur Kopfschütteln.“
Doch das Ehepaar wurde zum lebenden und beliebten Inventar vieler Vereine und Gruppierungen in der Marktgemeinde Wiesau. Nun feierte Jutta Wege ihren 85. Geburtstag im Garten, freute sich über die zahlreichen Glückwünsche ihrer großen Familie und aus dem Bekannten- und Freundeskreis. Es gratulierten auch die Spielvereinigung Wiesau, das Rote Kreuz, CSU und Frauen-Union, ebenso eine Abordnung der Turnerfrauen. Glück und Segen wünschte der Seelsorger der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde, Pfarrer Martin Schlenk aus Mitterteich. Im Namen der Marktgemeinde Wiesau gratulierte Bürgermeister Toni Dutz.
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