Ronald Zahn ist Qualitätstechniker in einem Marktredwitzer Unternehmen. Dort ist er seit 41 Jahren beschäftigt, erzählt er während eines längeren Gesprächs mit Oberpfalz-Medien. Das Anwesen in der Hauptstraße in Wiesau, in dem er lebt und in seiner Freizeit arbeitet, ist vielen Einheimischen ein Begriff. Zahns Großeltern, Adolf und Anna Neugirg, betrieben dort ein gut gehendes und im Ort beliebtes Eisen- und Haushaltswarengeschäft. Einige Jahre lang war dort auch eine Tankstelle. Zudem empfahl sich Adolf Neugirg - wegen seiner "neuzeitlichen Limousine" und dem "schnellsten Wagen am Platze" - für "Hochzeits- Gesellschafts- und Familienfahrten", wie eine Anzeige damals herausstrich.
Adolf Neugirgs Automobil-Leidenschaft war aber nicht der Grund dafür, dass der Enkel, Ronald Zahn, nun auf seinen Spuren wandelt. "Für Autos interessierte ich mich schon immer, für die mit älterem Datum aber erst viel später", erzählt er. Begonnen habe alles mit Kühlschränken, die Zahn als Jugendlicher vor dem Sperrmüll bewahrte. Das aber war - wie er im Gespräch unterstreicht - nur die Vorstufe zu den alten Sachen, die bei ihm heute herumstehen.
Cabriolet der Auslöser
Die Leidenschaft zu Oldtimern entdeckte er vor genau 15 Jahren. Auslöser war ein in Berlin angebotenes zweitüriges 304er Peugeot-Cabriolet. "Teuer war das 1971er Modell aber nicht", gesteht er. Neu lackiert wurde der 304er in Friedenfels, in der Werkstatt von Alexander Weig. Mitte 2009 – jetzt war der Peugeot fertig restauriert. Zahn vereinbarte mit einem Freund eine Testfahrt, die aber nicht in die Umgebung, sondern nach Nizza und Monte Carlo führen sollte. Zahn merkt an, dass der Test erfolgreich war. "Hätte mich aber das Auto im Stich gelassen, dann hätte ich die Kennzeichen abgeschraubt und hätte es, wo auch immer, einfach stehen lassen.", behauptet Zahn.
Mit Schaudern erinnert er sich an die Hinfahrt durch den Gotthard-Tunnel. "Ich hab' Blut und Wasser geschwitzt und gehofft, dass wir ohne Panne durch die Röhre kommen." Vorsorglich wählte er für den Heimweg die oben bereits schneebedeckte Gotthard-Passstraße. "Ich wollte mir den Tunnel nicht noch einmal antun", sagt er.
In Sachen Motoren arbeitet Ronald Zahn eng mit dem Premenreuther Jürgen Reißnecker zusammen. In dessen Werkstatt steht derzeit der zweite Oldtimer, ein schnittiger Matra Bagheera X aus dem Jahr 1979. Zahn bezeichnet den derzeit in Premenreuth zwischengeparkten Wagen als "Dauerbaustelle", weil daran schon viel geschweißt und geschraubt werden musste. Dass der Wagen schon einmal von Zahn verkauft und von ihm wieder zurückgekauft wurde, ist eine besondere Geschichte.
Irgendwann nämlich war es Zahn leid, mehr zu reparieren, als zu fahren. Zahn veräußerte also den Wagen. Eines Tages zeigte ihm eine Freund ein Foto eines Sportwagens und fragte ihn: "Kennst du das Auto?" Zahn sah auf dem Bild sein ehemaliges Fahrzeug. Es war nach seinen Angaben in einem desolaten Zustand und, weil es ungeschützt herumstand, voller Schmutz. Zahn blutete das Herz. Er kaufte den Wagen zurück und machte ihn fahrbereit. Seitdem habe der Matra, der in Premenreuth derzeit für den bevorstehenden TÜV-Termin vorbereitet wird, einen "ganz besonderen Stellenwert", betont Zahn.
Motor in Einzelteilen
In der Werkstatt steht auch ein Motorrad - eine 1953 in Neumarkt gefertigte Express Radex. Sie gehörte einmal einem in der Region bekannten Mann: Gustl Fürst, dem ehemaligen Bürgermeister von Fuchsmühl. Der noch vorhandene Motor war in Einzelteile zerlegt und wurde, nachdem der Kauf unter Dach und Fach war, einige Jahre nach Gustl Fürsts Tod wieder zusammengebaut und vom neuen Eigentümer Ronald Zahn am Zweirad befestigt.
Warum tut man sich das an? Darauf erwidert der 55-jährige Wiesauer: "Es ist ein bestimmter Reiz. Nachdem man das Auto bis auf die letzte Schraube zerlegt hat, sieht man es wieder wachsen. Ich wollte wissen, ob ich das kann."
"Schnauferlfahrt" eine Ausnahme
Der Werkstattbereich im Hinterhof des Neugirg-Anwesens wird mit viel Liebe gepflegt. Eine alte Zapfsäule und eine Parkuhr zieren die Zufahrt. Reklame-Blechschilder, Ausstattungsdetails und alte Geräte (darunter auch ein Microfilm-Lesegerät) schmücken das Werkstattinnere. Hingucker ist auch das klobige Bakelit-Telefon auf Zahns Büro-Schreibtisch. Bereits einige Jahre auf dem Buckel hat das Telefonregister, das daneben steht. Es reagiert auf Knopfdruck. Die Wände zieren Automodelle, ein alter Bauplan und Urkunden, die auch an das großväterliche Taxiunternehmen erinnern. Man hat den Eindruck, hier sei die Zeit stehen geblieben.
An den Oldtimer-Ausfahrten der Automobilclubs nimmt Ronald Zahn aber nicht teil. Die Schnauferlrallye im vorigen Jahr - anlässlich des Bürgerfestes in Wiesau war, wie er unterstreicht, "eine Ausnahme". Bescheiden erklärt Zahn, dass er glaube, mit anderen Fahrzeugen nicht mithalten zu können.
"Man braucht viel Liebe", sagt der Oldtimerfan über seine Leidenschaft. "Wahrscheinlich", so vermutet Zahn, "kann man das Hobby auch nur dann intensiv pflegen, wenn man keine Familie hat." Ausdrücklich betont er, dass er mit Leib und Seele dabei sei. "Man schaut nicht auf die Uhr. Fertig wird man mit dem, was man an einem Auto mit älterem Baujahr einmal begonnen hat, eh nicht."
Übrigens. Ronald Zahns erstes Auto war ein Fiat X 1/9, den Karl Faltenbacher, der Sohn des legendären Bergrennfahrers Erich Faltenbacher, auf Bitten von Ronald Zahn umlackieren musste. Viel Freude hatte der damals 19-jährige Besitzer daran aber nicht. Ronald Zahn: "Nach nur vier Wochen habe ich den Fiat an einen Baum gelehnt."
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