Der Wecker klingelt um 4 Uhr morgens. Matthias Kunz zwingt sich aus dem Bett und verlässt das Haus leise mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken. Es ist dunkel, wenn er am Wanderparkplatz beim Marktredwitzer Haus ankommt. Dem Schein der Stirnlampe folgend geht es durch den Wald hinauf zur Burgruine Weißenstein, wo der 43-jährige Wiesauer wenig später seine Fotoausrüstung auspackt. Rechtzeitig, um sich auf den alten Gemäuern gen Osten zu richten für ein Shooting mit dem Sonnenaufgang.
Matthias Kunz ist leidenschaftlicher Landschaftsfotograf. Als Autodidakt hat er mit einer Digitalkamera im Jahr 2003 begonnen. „Die ersten Fotos habe ich mehr geknipst“, sagt der Wiesauer. Nach und nach habe sich sein Verständnis für Blende, ISO und Verschlusszeit geschärft, erzählt er weiter. „Früher war ich technikbegeistert. Aber dann habe ich die kreative Seite in mir entdeckt.“ Mit Fotografieren könne er beide Leidenschaften gleichzeitig ausleben, so Kunz.
Was sich leicht anhört, kann beim Equipment des Fotografen in die Schwergewichtsklasse eingereiht werden. Im Rucksack schleppt er neben der Kamera und vier Objektiven verschiedene Filter sowie eine Drohne und als zweitwichtigstes Werkzeug ein Stativ mit. Der Lohn: knackscharfe Bilder und Langzeitbelichtungen. „So lassen sich auch mehrere Bilder als Belichtungsreihen oder mit Fokusverschiebungen anfertigen, die am Computer zu einem Bild verrechnet werden“, erklärt Kunz die Technik.
Meist sei er bei seinen Fotoshootings in der Heimat allein vor Ort, berichtet er weiter. Nur manchmal hätten andere Fotografen die gleiche Idee; dann komme man kurz ins Gespräch. „Landschaftsfotografen erkennen sich am mitgeführten Stativ“, lacht Kunz. Wenn die ersten Lichtstrahlen die Wolken orange, rot und gelb färbten, sei der erste Moment zum Auslösen, sagt er. Gleich danach werde alles in ein sagenhaftes Gelb getaucht und Baumwipfel oder Bauwerke würden zu leuchten beginnen, schwärmt er.
Sum, Sum, Sum: Der Technikfreak setzt auch fliegende Objekte gern ein. Mit einer Drohne würden Motive in ungewohnten Perspektiven und anderen Blickwinkeln möglich, erzählt er. „Gebäude und Landschaften von schräg oben erzeugen Aufmerksamkeit beim Betrachter“, weiß der Fotograf, der damit bereits in einer Einzelausstellung und einer Gemeinschaftsausstellung Bewunderung entfachte. Ein netter Nebeneffekt: So manches Selfie von ihm und der Burg.
Matthias Kunz genießt die besonderen Lichtmomente alleine in der heimischen Natur. Nach gut 45 Minuten ist alles vorbei. Daheim warten seine Frau und die beiden Kinder auf das gemeinsame Frühstück. Fertig ist Matthias Kunz aber lange nicht. „Bildbearbeitung muss sein.“ Das frühere Fotolabor sei heute der Computer. Durchs RAW-Format habe er viel Freiheit, während JPG bereits zu viele Einstellungen am Bild selbst vornehme. „Das ist wie mit rohem Fleisch vom Metzger“, zieht Kunz den Vergleich. „Ein guter Koch würzt selbst nach eigenem Geschmack.“ Belichtung, Kontrast, Höhen, Tiefen, Farben und Schärfe würde er anpassen, um die Lichtstimmung perfekt wiederzugeben.
Matthias Kunz ist gut dabei: Der erste Platz bei Wettbewerben wie „Blende“ und dem des Landkreises Tirschenreuth bestätigen ihn. Neben Heimatmotiven sind auch Motive aus aller Welt "Begehr" seines fotografischen Auges. Letztere fängt er während seiner beruflichen Reisetätigkeiten im Vertrieb für die Firma Horn in Plößberg ein. Dann wendet sich sein aufmerksames Auge auch Stadtansichten und Sehenswürdigkeiten zu.
Die gesammelten Werke des Künstlers können in einer Ausstellung im Vorfeld des Wiesauer Bürgerfestes bewundert werden. Kunz zeigt Motive aus der Heimat in Großformat. „Die wir oft aus Gewohnheit gar nicht mehr wahrnehmen“, so Matthias Kunz. Faszinierende Nebel, ein knalliges Morgenrot, leuchtende Landschaften, samtweiche Gewässer und funkelnde Städte: 32 Bilder des Fotografen können von Dienstag, 9. Juli, bis zum 14. Juli im Rathaus zu den normalen Öffnungszeiten sowie an Feiertagen besichtigt werden. Interessierte, die sich vorab informieren wollen, können auch die Homepage von Matthias Kunz auf www.mk-lichtbild.de anklicken.
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