Anders als gewohnt hatte sich Bürgermeister Toni Dutz diesmal unter die Gemeinderäte gemischt, um Platz für den großen Bildschirm zu machen. Dort wurde die Revitalisierung des noch ungenutzten Bahnhofes vorgestellt. Das Gemeindeoberhaupt sprach von einer "gewaltigen Geschichte" und vom Erfolg der Bemühungen um die Planungsvergabe bei der geplanten Sanierung des Bahnhofs.
19 fantasievolle Vorschläge
Zudem erinnert Dutz an den Architektenwettbewerb vor ein paar Wochen, bei dem 19 zum Teil "fantasievolle Vorschläge", wie der Bürgermeister anmerkte, eingingen und von einer Fachkommission, Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und den drei Bürgermeistern, unter dem Vorsitz des Weidener Fachpreisrichters und Architekten Karlheinz Beer, beurteilt wurden. Das Auswahlverfahren betreuten Jakob Oberpriller und Barbara Zehentbauer vom Architekturbüro Oberpriller aus Weng in Niederbayern.
Deutlich anklingen ließ Dutz am Dienstagabend, dass die Namen der Einreicher und des späteren Siegers mit der Kennnummer 1010 - SHL Architekten aus Weiden - niemandem bekannt waren. Um den Preisträger per einstimmigen Beschluss zu ermitteln, waren zwei Bewertungsdurchgänge notwendig. "Bis zuletzt wusste keiner, dass es sich um unseren langjährigen Partner Emil Lehner und dessen Team handelt", stellt der Bürgermeister deutlich klar. "Wir waren überrascht und - mit Blick auf die vorgestellten Ideen - sehr begeistert." Das Architekturbüro SHL wurde noch am selben Abend telefonisch vom Erfolg unterrichtet, informierte Dutz.
Nun sei der Marktrat gefragt. "Wir müssen den Entschluss des Preisgerichtes heute würdigen. Ich schlage daher vor, den Auftrag zu vergeben, um die weiteren Planungen voranzutreiben", erklärte Dutz den Grund für die anberaumte, außerordentliche Marktratssitzung, bei der auch interessierte Bürger dabei waren. "Wir müssen rasch vorankommen, um an die Fördergelder zu kommen." Zudem seien die Räte gefordert, die Erwartungshaltung vonseiten der Regierung zu erfüllen, um in die weitere Planungsphase einzusteigen. Dutz empfahl, zeitnah Verbesserungsvorschläge einzubringen, um sie einzuarbeiten. "Die Zeit drängt", mahnte er.
Eingeladen waren auch Christina und Emil Lehner, die die Entwürfe im Detail vorstellten. "Der erfolgreiche Wettbewerb war für uns ein Erlebnis." Die Sanierung des Bahnhofes stelle für den Ort eine Qualität und einen Gewinn dar. Lehner sprach von einem "tollen Ortsrand, der über die Bahngleise hinweg in ein Industriegebiet mündet."
Fördergelder abgreifen
Mitgebracht hatte der Fachberater auch anschauliche Zeichnungen des Sanierungskonzepts. "Wir werden gefördert, wir sind aber auch gefordert", fasste Lehner zusammen. "Mit einigen Dingen werden wir uns noch befassen müssen", versprach er zudem, zeitnahe Nutzergespräche mit den Mietern, sowie dem Büchereiteam zu führen, um deren Wünsche einzuarbeiten. Zum Gesamtkonzept gehöre auch der Brandschutz, den man bereits bei den Planungen - unterstützt von Fachleuten - in Betracht gezogen habe. Noch offen bleibe die weitere Nutzung des sanierungsbedürftigen Kellers, den man laut Lehner unter der Einbindung von entsprechenden Baufachleuten noch näher unter die Lupe nehmen müsse.
Lehner stellte fest: "Der Kulturbahnhof passt zu Wiesau." Danach erfolgte die Abstimmung für die Planvergabe. Das Votum erging einstimmig.
Gespräche mit Nutzern
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Euphorie, Skepsis und spannende Details
(wro) In einer Sondersitzung des Marktgemeinderates stellte Architekt Emil Lehner das Sanierungskonzept für den Kulturbahnhof vor. Lob erntete der Architekt für seine Pläne aus den Reihen der SPD. Mahnend erinnerte Fraktionssprecher Georg Wurzer aber, dass man den sanierten Bahnhof keinesfalls sich selbst überlassen könne. Wurzer empfahl eine Betreuung, "möglicherweise durch einen Hausmeister." Trotz der Euphorie lies Wurzer auch eine gewisse Skepsis spüren. "Was passiert, wenn sich die Vertragsnehmer, wie Gastronomie oder Arzt, aus welchen Gründen auch immer, wieder zurückziehen und keine Nachmieter gefunden werden?"
Dann unterhalte man den Bahnhof wohl nur noch wegen der Gemeindebücherei, warf er in den Raum. Bürgermeister Dutz konterte dem SPD-Sprecher und warnte vor einer Skepsis. Dem schloss sich auch FW-Marktrat Thomas Streber an und sprach sich deutlich für das geplante Projekt aus. Streber - als Fachmann - sprach vom besten Entwurf, der der Gemeinde vorgelegt wurde. Er empfahl, die Chance zu nutzen. Dazu klinkte sich auch Bürgermeister Dutz erneut ein: Man sei es den nachfolgenden Generationen schuldig, dass was getan werde. "Später spricht kein Mensch mehr davon." Man werde den ermittelten Kostenrahmen einhalten, versprach Emil Lehner an anderer Stelle. Er ergänzte: "Alles wird vorher geklärt. Vor uns liegt noch viel Arbeit, das wird eine spannende Sache."
Zeit bleibt dem Architekturbüro auch für die Triebendorfer Dorferneuerung. "Wir werden sie - trotz der vielen Arbeit am Kulturbahnhof - zügig vorantreiben", versprach der Architekt, der damit die besorgte Anfrage von Hubert Konz (CSU) beantwortete. Dem Marktgemeinderat dörfliche Sanierungsvorhaben sehr am Herzen.
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