Bürgermeister Lothar Müller hatte am Mittwoch einiges im Gepäck, als er die Familie Trisl in Wildenau besuchte. Der Bürgermeister der Marktgemeinde Plößberg überreichte in Vertretung für das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales dem Ehepaar Wilhelm (91) und Hildegard Trisl (83) eine Dank- und Ehrenurkunde sowie eine Medaille als Anerkennung für die aufopfernde Pflege, die beide ihrer Tochter Christine (62) spendeten. Zusätzlich gab es noch ein Geschenkkörbchen vom Landratsamt.
Medaille zu Hause überreicht
Eigentlich hätte der Termin in Regensburg stattfinden sollen. Hier standen am Mittwoch "Helden des Alltags" im Rampenlicht. Regierungspräsident Axel Bartelt überreichte Medaillen und Urkunden an Lebensretter und Personen, die sich stark im Bereich der Pflege um Angehörige kümmern. Doch aus gesundheitlichen Gründen entschieden sich die Beteiligten, die Übergabe in Wildenau im privaten Rahmen bei Kaffee und Kuchen zu veranstalten.
"Wir kümmern uns um unsere Tochter seit 2006", erzählt Hildegard Trisl. In diesem Jahr wurde sie als Fußgängerin von einem Auto angefahren. "Sie war mit dem Hund unterwegs und es war ein Schneesturm draußen", erinnert sich Wilhelm Trisl. Dieser Zeitpunkt änderte für die Familie alles. "Dann ging der Kampf ums Überleben los." Nach ihrem Unfall wurde Christine in ein Krankenhaus nach Regensburg gebracht.
Mehrere Tage lag sie im Koma. "Als sie aufwachte, hat sie damals nur geschaut", weiß Hildegard Trisl. Mit ihrem Mann fuhr sie täglich nach Regensburg, um den Zustand ihrer Tochter im Auge behalten zu können. "Ich ging früher mit Christine immer auf die Jagd. Das war unser gemeinsames Hobby. Als der Unfall war, konnte ich das nicht mehr", erzählt Wilhelm Trisl. Seine Frau sang in einem Chor: "Nach dem Unfall war das für mich nicht mehr möglich." Nach einem Jahr in Regensburg wurde Christine auf eine Pflegestation in Vohenstrauß verlegt. Auch hier haben die Eltern keinen Tag ausgelassen, um bei ihrer Tochter zu sein. Hier merkten sie auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. "Wir waren eine von drei Familien, die regelmäßig anwesend waren und sich kümmerten", sagt Wilhelm Trisl.
Ihre Tochter machte regelmäßig Fortschritte. So schaffte es das Ehepaar sie 2011 zu sich nach Hause zu holen. "Wir haben das ganze Haus behindertengerecht umgebaut." Christine kann heute durch den Unfall einen Arm und ein Bein nicht mehr bewegen. "Vom Kopf her ist sie aber voll da", sagt ihr 91-jähriger Vater. Wilhelm und Hildegard Trisl ließen einen Aufzug einbauen und fahren einen Bus, der auch Platz für den Rollstuhl ihrer Tochter bietet. Das Ehepaar wird heute zusätzlich von einem 24-Stunden-Pflegedienst unterstützt.
Ehrung eine Überraschung
Die Ehrung durch das Sozialministerium war eine Überraschung für das Ehepaar. Das Patenkind von Hildegard Trisl, Dritte Bürgermeisterin Susanne Bittner, wurde von einigen Familienmitgliedern angesprochen, ob es nicht möglich sei, hier etwas in Gang zu bringen. "Ich wusste auch nicht, wie das genau funktioniert. Ich habe dann mit dem Landratsamt telefoniert und recherchiert." Sie hat die Geschichte des Ehepaars und der Tochter zusammengetragen. Schließlich mussten die Gemeinde und das Landratsamt prüfen, ob eine Ehrung für besondere Verdienste und pflegebedürftige Menschen mit Behinderung vorgenommen werden kann. Das Ehepaar Trisl freute sich über die Anerkennung. "Sinn und Zweck dieser Sache ist aber auch, dass andere Angehörige für die Pflege motiviert werden", betont Trisl. Ihm ist seither klar, dass ein Unfall jeden treffen kann. "Es ist egal, ob man alt oder jung ist. Und keiner nimmt einem etwas ab."
















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