Wirbenz bei Speichersdorf
19.11.2018 - 17:12 Uhr

Lebenspläne brutal durchkreuzt

An die bei Auslandseinsätzen getöteten deutschen Soldaten erinnert Gernot Hammon. Ein Seitenhieb des Vorsitzenden der Soldatenkameradschaft geht Richtung Bundesregierung und Bundesverteidigungsministerium.

Gernot Hammon und Pfarrer Dirk Grafe (von links) sprechen bei der Gedenkfeier im Gemeindehaus aufrüttelnde Wort. Im Vordergrund steht die Ehrentafel für die 24 im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Männer aus der Pfarrei. Bild: hai
Gernot Hammon und Pfarrer Dirk Grafe (von links) sprechen bei der Gedenkfeier im Gemeindehaus aufrüttelnde Wort. Im Vordergrund steht die Ehrentafel für die 24 im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Männer aus der Pfarrei.

In einer eindrucksvollen Feierstunde gedachten die Vereine und Gläubigen der evangelischen Kirchengemeinde zum letzten Mal vor der Wiederweihe der sanierten St.-Johannis-Kirche im Gemeindehaus der gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege und des Deutsch-französischen Krieges 1870/71. Von den Opfern von Gewalt, Krieg und Terror zeugen drei Ehrentafeln in der Pfarrkirche.

Im linken Seitenschiff sind in eine Ehrentafel aus Treuchtlinger Marmor 37 Namen, geordnet nach den sechs Gemeinden der Pfarrei eingemeißelt. Sie wurde unter Federführung der 1895 gegründeten Soldaten- und Kriegerkameradschaft Wirbenz am 21. August 1921 geweiht. Seit 2011 hat auf Betreiben von Konrad Hübner links davon die Gedenktafel mit Bildern vom Krieg 1870/71 ihren früheren Platz. Im rechten Seitenschiff erinnert die Kriegerehrentafel des Zweiten Weltkriegs an die 24 gefallenen und vermissten Söhne der Ortsteile. Stellvertretend für sie alle legten im Gemeindesaal vor dieser Tafel Hammon und Norbert Schröter einen Kranz nieder.

"Die würdige Feier zum Volkstrauertag ist eine zentrale Aufgabe der Kameradschaft, um das Gedenken an die Schrecken des Krieges aufrechtzuerhalten. Es ist unser aller Aufgabe, dass kein Krieg mehr geführt wird", betonte der Vorsitzende. Er gedachte dabei auch derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk oder Rasse angehörten, Teil einer Minderheit waren, Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten, an ihrem Glauben oder deren Leben als wegen Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Neben den Schicksalen und Opfern der Gewaltherrschaft und Kriege nahm Hammon auch Bezug auf die toten Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräften, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. 2000 Soldaten seien aktuell im Auslandseinsatz, betonte er. Den tot zurückkehrenden Soldaten werde jedoch meist unbemerkt in einem Hangar auf dem Kölner Flughafen die letzte Ehre erwiesen. Doch auch an deren Schicksal müsse am Volkstrauertag erinnert und gedacht werden. Auch sie seien Mahnung, sich einzusetzen für Frieden in der Welt und für friedvollen Umgang zwischen den Menschen.

Wie die Wirbenzer Beispiele zeigten, seien es meist junge Menschen gewesen, die sich ihr Leben anders vorgestellt hatten, erklärte Pfarrer Dirk Grafe in seiner Predigt. Viele hätten den Hof oder die Werkstatt übernehmen sollen. Feldpostbriefe zeugten davon, dass Kriege nie Sieger hervorbringen würden, sondern nur Opfer und Leid. Was hatte die Familie davon, wenn große Orden posthum verliehen wurden, fragte Grafe. Keines unserer Dörfer sei verschont geblieben. "Als Christen haben wir den Auftrag und die Aufgabe, sich für Frieden einzusetzen, den Machthabenden zu sagen: Krieg ist keine Lösung." Es könne nur Verlierer geben. Der Frieden beginne im Kleinen, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schulklasse, im Dorf und in der Gesellschaft. Er beginne in der eigenen Demut, Zufriedenheit und Dankbarkeit, dass wir in Frieden leben können, keine Angst vor Bedrohungen haben müssen, unser Hab und Gut geschützt sei und wir uns frei bewegen können. Der Volkstrauertag sei ein wichtiger Tag, der mahne, sich einzusetzen für Frieden im Herzen und in der Welt. Jeder könne seinen Beitrag leisten.

Dass dafür Gottes Beistand nötig ist, brachten die Lieder der Gemeinde zum Ausdruck. Sie stimmten "Meine engen Grenzen" und "Gib Frieden Herr, gib Frieden!" an. Der Posaunenchor unter Leitung von Susanne Kropf hatte den Festgottesdienst mit einer Bläserintrade eröffnet. Rebekka Graf las die Epistel und das Evangelium. "Heilig ist der Herr" und "Näher mein Gott zu Dir" stimmte der Männergesangverein unter Leitung von Iris Meier an.

 
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