Wolfring Gemeinde Fensterbach
22.02.2023 - 11:10 Uhr

Mundart und Musik im Wolfringer Dorfwirtshaus

Sie singen vom Löwenzahn an der Autobahn, machen sich Gedanken um die Untaten in dieser Welt und halten die Fahne bayerischer Mundart hoch. Das formt sich durch Susi Raith und Mathias Kellner zu einem grandios guten Abend.

Zwei, die sich musikalisch gesucht und gefunden haben: Die Oberpfälzerin Susi Raith (links) und der Niederbayer Mathias Kellner sorgten im Wolfringer Dorfwirtshaus für einen grandiosen Abend. Bild: Houschka
Zwei, die sich musikalisch gesucht und gefunden haben: Die Oberpfälzerin Susi Raith (links) und der Niederbayer Mathias Kellner sorgten im Wolfringer Dorfwirtshaus für einen grandiosen Abend.

Es ist wie aus dem weiß-blauen Bilderbuch: Würste mit Sauerkraut im Dorfwirtshaus in Wolfring (Gemeinde Fensterbach), ein aus dem Fass das Bier zapfender Bürgermeister Christian Ziegler und zwei Musiker, die sich in eine Ecke setzen und aufspielen. Doch halt: Volkstümliches machen sie nicht. Der Abend ist keine Kirwa. Er läuft ohne blankes Blech, stattdessen mit zwei Gitarren und, man möchte es nicht glauben, ein schnarrende Geräusche erzeugendes Kazoo. Fast wie Bob Dylans Stimme.

Susi Raith, die Oberpfälzerin. Neben ihr Mathias Kellner aus Niederbayern. Vom Zungenschlag her um ein paar Nuancen auseinander. Doch schon nach fünf Minuten weiß man: Da sind zwei, die sich gesucht und gefunden haben. Eigenkompositionen vom Feinsten, in kontrastreicher Zweistimmigkeit den sofort begeisterten Leuten zu Gehör gebracht. Mit Texten, die da lauten: "I bin net staad, bis da Wind se draht." Man tippt mit dem Fuß auf, ist mittendrin.

Susi Raith und Mathias Kellner haben ihr Programm "Zwischen Tür und Angel" genannt. Es hätte ebenso "Die Welt aus unserer Sicht" heißen können. Der schwergewichtige Liedermacher Kellner ist auch ein glänzender Erzähler. "Haisln" in seiner Heimat Straubing spielen eine Rolle. Das "Wasserhaisl" etwa, zu dem extra eine Straße asphaltiert wurde. Und das "Bushaisl", welches zum Mikrokosmos-Treffpunkt in seiner Kinder- und Jugendzeit wurde.

Ach ja, die Jugend. Susi Raith, stimmgewaltig schon damals im Duett mit ihrer Schwester Tanja, hat erzählt, wie sie als Teenager im Dorf auf einen wartete, der bisweilen mit dem Mofa des Weges kam. Er hat sie nicht zur Kenntnis genommen. Aus heutiger Sicht ist anzumerken: Der Mann hat einen Fehler gemacht.

Es war eine Darbietung im Dorfwirtshaus mit vielerlei Facetten. Die Raith und der Kellner haben tief in musikalische Archive gegriffen, Schätze ausgegraben und sie (mit bayerischen Texten) wie Perlen aneinandergereiht. Erst "To Love Somebody" von den Bee Gees und dann "Wohin geht die Reise" von der legendären Austria-Truppe STS. Das geriet zum Highlight des Abends. Besser hätten es auch Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz nicht vermocht.

Wirtshausflair setzt darauf, dass an den Tischen irgendwann mitgesungen wird. Auch das gab es nach vielen eigenen musikalischen Kunstwerken. Zum Schluss erklang Hans-Jürgen Buchners Meisterwerk "Paula". Ganz bewusst. Der Chef von Haindling ist schwer erkrankt. Susi Raith, Mathias Kellner und das Publikum drückten ihm ganz fest die Daumen.

Fazit nach zweieinhalb Stunden: So geht bayerische Kultur. Ohne Gebrüll von Leuten in Lederhosen und ohne, dass jemand meint, auf die Tische steigen zu müssen. Keine Frage: Weitere solche Abende im Wolfringer Dorfwirtshaus müssen sein.

 
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