Es ist schon ein Erlebnis, an einem nebligen Dezemberabend Teil eines Marschiertheaters zu sein. Weit über 100 Interessierte durften das am Abend des dritten Adventssonntags in Wutschdorf erleben. Die Junge Bühne Freudenberg führte die Herbergssuche auf in der Version, die Erika Eichenseer geschrieben hat. Die in Regensburg lebende Autorin kennt die Oberpfälzer Mentalität und trifft die Zuschauer wahrscheinlich deswegen mitten ins Herz.
Maria und Josef führten den Pulk durch das Dorf an. Wortlos und bedächtig, nur mit einer Laterne in der Hand, zogen sie von Haus zu Haus, zu fünf Stationen, um nachzuspielen, wie es dem Zimmermann Josef aus Nazareth und seiner hochschwangeren Frau Maria damals auf der Suche nach einer Übernachtung in Bethlehem ergangen ist. Wo sie auch hinkamen, stießen die Fremden auf Ablehnung. Der Teufel war ihnen zuvorgekommen und hatte Angst und Neid gesät. Er hatte es geschafft, die Herzen zu verhärten.
Erika Eichenseer hat herausgearbeitet, dass die biblische Geschichte von der Herbergssuche nie an Aktualität verloren hat. Neid, Missgunst, Verrat, Angst und Hass - zu allen Zeiten verhinderten diese teuflischen Eigenschaften ein friedliches Miteinander der Menschen. Um das anschaulich darzustellen, kommt in ihrem Stück der Teufel persönlich vor. Wer sich manchmal fragt, warum die Welt so grausam ist, wie sie ist, der braucht sich nur die Herbergssuche anzuschauen.
Doch es gibt Hoffnung und die ist getragen vom christlichen Versprechen - nämlich, dass die Liebe am Ende siegt. So ist es auch bei der Herbergssuche, wenn Maria und Josef doch noch ein Dach über den Kopf bekommen, die Wirte erkennen, dass sie falsch gehandelt haben und der Teufel fluchend ziehen muss. Autorin Erika Eichenseer wird im nächsten Jahr 90 Jahre alt und hat eine besondere Beziehung zu Freudenberg. Mindestens einmal im Jahr schaut die Regensburgerin vorbei, um am gesellschaftlichen Leben im Dorf teilzunehmen.
Die Junge Bühne Freudenberg, der Nachwuchs der Bauernbühne, hat die Figuren verkörpert. Es spielten: Elena Wesnitzer (Maria), Lukas Piehler (Josef), Andy Werner (Unterwirt), Jessica Werner (Unterwirtin), Johannes Altmann (Neuwirt), Corinna Rumpler (Neuwirtin), Matthias Tafelmeier (Wirt Hannes), Armin Scharnagel (Teufel), Louis Meier (junger Mann), Kathi Dotzler (Begleiterin von Maria und Josef). Das Freudenberger Waldhornensemble begleitete das Marschiertheater musikalisch. Regie führte Norbert Altmann.
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