Im Gespräch mit dem Wrestler Krischan Affronti alias "Myles Grit"
Krischan Affronti liebt es zu tanzen. Sein Parkett ist allerdings eine dünne Sportmatte, die Tanzfläche ein Ring. Und beschreiben wir es mal so: Seine Tanzpartner pflegen eher den rustikalen Stil. Sie steigen ihm auf jeden Fall auf die Füße. Mindestens. Vielleicht treten sie ihm sogar ins Gesicht. "Kommt darauf an, wie schlecht man tanzt", sagt der gebürtige Amberger und lacht.
Christian Georg Anton – kurz Krischan – Affronti ist Wrestler. "Partnertänze sind tatsächlich ähnlich", erklärt er und zieht damit den Vergleich zu seiner Leidenschaft. Denn sowohl bei Walzer, Tango und eben auch beim Wrestling gehe es darum, eine Choreographie durch seine eigene Körpersprache zu beeinflussen. "Wahrscheinlich habe ich jetzt damit alle Wrestler und Tänzer beleidigt", sagt der 35-Jährige grinsend.
Über 50 Kämpfe
Doch Affronti weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er ein Profi-Wrestler, im Ring heißt er "Myles Grit". Jeder, der mehr als 50 Kämpfe absolviert hat, dürfe sich als professioneller Wrestler betrachten. Und über diese Marke ist er längst drüber. Doch auch als Profi könne hierzulande niemand von diesem Sport leben, ordnet der Amberger ein. "Eine hohe Gage im Wrestling in Deutschland? Gehen wir mal von 200 bis 250 Euro aus."
Er arbeitet aktuell als Freiberufler in der Medien- und Eventproduktion. Es ist die Branche, in der schon immer tätig war. Nach dem Abitur am Erasmus-Gymnasium ging es für ihn zu OTV, dann zum Studium der Medienwissenschaften nach Erlangen, er war als Videoreporter in Palermo (Italien) im Einsatz, recherchierte für München TV und als Redakteur bei ProSieben/Sat1 Galileo Big Pictures in Unterföhring. Nun lebt er wieder mit seiner Familie in der Oberpfalz – genauer in Kümmersbruck. Krischan Affronti ist seit kurzem Vater einer kleinen Tochter.
Einige Verletzungen erlitten
In den Ring geht es für ihn aber auch noch als Papa. Er tanzt weiter – auch wenn es weh tut. "Bis ich vierzig Jahre alt bin, mache ich weiter", sagt er. Er hoffe, dass seine Tochter noch irgendwann bewusst miterleben könne, was er im Ring so treibe. Wirklich gesund sei Wrestling natürlich nicht, gibt er zu. "Ohne Blessuren geht es da nie ab." Und das obwohl es beim Wrestling nie um das Verlieren oder Gewinnen geht. Es dreht sich in erster Linie alles um die Unterhaltung. Es steht zum Beispiel schon vorab fest, wer gewinnt. Aber Show hin oder her: Schmerzen gehören immer dazu. "Die Einschläge sind Vollkontakt", sagt Affronti. "Auch wenn der Gegner nicht voll auf die Nase zielt, wird das weh tun." Er selbst habe schon einige Verletzungen erlitten – darunter gebrochene Rippen, ein verschobenes Nasenbein und ein zerstörtes Knie.
Auch wenn es irgendwann aus körperlichen Gründen für ihn nicht mehr in den Ring geht, Krischan Affronti tanzt trotzdem weiter, dann eben einfach hinter den Kulissen. Er ist aktuell schon Chef seiner eigenen Liga. Sie heißt IWI Wrestling. Er ist der Promoter. Heißt also: Seine Aufgabe ist es vor allem, kräftig die Werbetrommel zu rühren. Doch er organisiert auch die Wrestling-Kämpfe und sonst noch alles, was eben zu solchen Events dazugehört.
Aus dem Büro in den Ring
"Das macht der Krischan schon echt ganz gut", sagt Kevin Lawrow. Der 32-Jährige kommt aus Weiden und wohnt seit 2015 in Berlin. Auch er steigt als Wrestler in den Ring, trägt dort den Namen "Kevin Lazar". Eigentlich ist er gelernter Bürokaufmann, bald wird er beruflich in ein Bundesamt wechseln. Auch er kann Wrestling also nur als Hobby betreiben. Davon leben? "Davon bin ich noch weit entfernt." 2017 schnupperte er das erste Mal Wrestling-Luft, 2018 dann der erste Kampf. "Ich habe ihn verloren, doch ich wusste: Ich will mehr", erklärt er. Es laufe aber inzwischen gut für ihn. Im April komme er als "Kevin Lazar" wieder in die Oberpfalz zurück. Er kämpft dann in Obertraubling (Landkreis Regensburg). Inzwischen werde er sogar auch im Ausland für Veranstaltungen gebucht. "Aber auch in Deutschland hat sich die letzten Jahre viel getan." Das sei auch ein Verdienst von Menschen wie Krischan Affronti, erklärt Lawrow.
"Ich habe keine Träume in die Richtung, dass ich davon leben kann. Das wird nicht mehr passieren", sagt Krischan Affronti. Er sehe seine Aufgabe eher darin, das deutsche Wrestling bekannter und beliebter zu machen. Am 25. März gastiert er mit seiner Liga in seiner Geburtsstadt Amberg. Auch bei dieser Veranstaltung wird er als "Myles Grit" wieder selbst im Ring tanzen. Auch wenn ihm jemand auf den Fuß tritt. Mindestens.
Das Live-Wrestling-Event in Amberg
- Wo: Kulturzentrum Musikomm
- Wann: 25. März 2023
- Einlass: 18 Uhr
- Beginn: 19 Uhr
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