Es herrscht brütende Hitze in der Sporthalle Königswiesen in Regensburg, und auf der Tribüne tobt ein buntes Chaos. Zwischen Lunchpaketen, Rucksäcken und Sporttaschen tummeln sich Zuschauer, Athleten und Trainer aller Altersstufen. Unter ihnen, mit kurzen blonden Haaren und einem dünnen Lächeln auf den Lippen, Josef Dobmeier. Der 39-jährige Bäcker ist 1,89 Meter groß und hat schwarzgraue Air-Jordans an. Die Schuhe sind gut benutzt, und das nicht ohne Grund. Dobmeier spielt seit 1995 beim Freizeitclub der Lebenshilfe Amberg Basketball und das mit großem Erfolg. Bereits dreimal konnte er sich mit dem Team bei Special Olympics Gold sichern. Jetzt stehen die Special Olympics Bayern an, ein inklusives Sportfest mit zahlreichen Höhepunkten für die rund 1000 Athleten und 300 Trainer aus 98 Delegationen.
Josef und seine Truppe treten im Basketball an, das in Regensburg nicht wie üblich fünf gegen fünf auf zwei Körbe gespielt wird, sondern wie Streetball, nämlich drei gegen drei auf einen Korb. In der Vorrunde schlägt die Amberger Truppe – aktuell Deutscher Meister – einfach alles. Aber deswegen ist Josef nicht vernarrt in den Erfolg: „Ab und zu will man ja gewinnen, aber nicht immer. Dabei sein ist alles, das gehört zu jedem Sport dazu,“ erzählt der aus Weickenricht bei Freihung stammende Basketballer.
Der Unterschied
Trotzdem ist er ehrgeizig, erklärt sein Trainer Ludwig Weidel: „Beim Basketball kann er einfach zeigen, was er kann. Er und Marco Klein sind der Kopf der Mannschaft, sie machen den Unterschied.“ Diesen Unterschied sieht man. Die Amberger waren schon 2019 bei den Weltspielen von Special Olympics in Abu-Dhabi und konnten sich dort eine Bronzemedaille sichern. Dieses Jahr gab es bereits eine Goldmedaille für sie: In Berlin gewann das Team bei den Nationalen Spielen von Special Olympics Deutschland und auch in Regensburg wollen sie dieses Mal Gold.
Es ist Zeit für das Finale und die Mannschaft sammelt sich auf dem Spielfeld. Die Zuschauer zählen den Beginn des Spiels an. „Zehn…Neun…Acht…“ hallt es durch die Halle. Josef steht unter dem Korb, die Arme weit ausgebreitet, bereit zu verteidigen. Bis jetzt ging eigentlich alles glatt, bis auf ein Spiel, das sie unentschieden gespielt haben. „Das ging auf meine Kappe, das hab ich vergeigt,“ berichtet Josef reuevoll. Aber nun klappt es. Die Gegner sind schnell und technisch gut – aber kommt nicht gegen die Riesen Dobmeier und Klein an. Am Ende gewinnen die Amberger und holen zum vierten Mal Gold bei Special Olympics. Schon wieder in der ersten, besten, Leistungsgruppe.
17 Teams ohne Handicap
Und hier ist alles ein bisschen anders: "Ich hatte Angst, dass das Ganze nicht stattfinden kann, wegen Corona. Weil nicht allzu viele Mannschaften gemeldet haben", erklärt Ludwig Weidel. Deswegen wurden die Special Olympics geöffnet – für Teams ohne Behinderung. Insgesamt nehmen 42 Teams beim Basketball teil, darunter 17 ohne Handicap. Und auch gegen einige davon gewinnen die Amberger, wie auch das Finale. Danach muss Josef Dobmeier erstmal verschnaufen: „Hier musste ich schon arg dagegenhalten“, erzählt er erschöpft. Den Sieg müsse er auch erst einmal verdauen: „Nach der Siegerehrung kommt das alles erst an.“ Aber bei der Siegerehrung sieht man ihn, wie er mit einem breiten Grinsen und weit gehobenen Armen den Zuschauern zuwinkt und man weiß, dass die Freude mindestens schon angekommen ist – wie bei seinen Mitspielern auch.
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