Schon nächsten Winter ist wohl ein Balken-Schnaps für Eric Frenzel fällig. „Eric hat ja mal gesagt, dass er mit uns mal mitkommt“, erzählt Stefan Meiler, der die Aktionen des Frenzel-Fanclubs in Flossenbürg mitorganisiert. „Und da gibt es beim Springen immer einen Balken-Schnaps.“ Immer, wenn der Oberpfälzer Kombinierer den Start-Balken der Schanze verlässt, trinken seine Fans unten im Auslaufbereich Hochprozentiges. „Das hilft meistens“, lacht Meiler. In Planica half es auf jeden Fall. In diesem Winter gibt es nur noch ein paar Schnäpse. Am Wochenende beim Weltcup der Nordischen Kombinierer am Holmenkollen in Oslo, und dann auch nochmal zum Saisonabschluss zwei Wochen später im finnischen Lathi. Dann ist Schluss. Auch für Frenzel.
Die Weltcup-Welt gesehen
Am Donnerstagabend hat Eric Frenzel seinen Rückritt erklärt. „Es war ja zu erwarten“, sagte Meiler, „aber wie haben es nicht gewusst.“ Vor der WM in Planica haben die Fans noch ein neues Eric-Banner anfertigen lassen. „Es hat ja was gebracht“, sagte Meiler mit Blick auf Frenzels 18. WM-Medaille. Fürs Banner würden sich schon künftige Einsätze finden, meint er. Der Fanclub wird weiter bestehen, aber die Zeiten werden andere sein. Die Oberpfälzer Fans sind auf jeden Fall dankbar für die letzten Jahre mit ihrem Idol und Freund. „Ohne Eric hätten wir vieles nicht erlebt“, schreiben sie in der Whats-App-Gruppe. Die Oberpfälzer haben die Winter-Weltcup-Welt gesehen. Von Predazzo bis Pyeongchang in Südkorea, von Lillehammer bis Seefeld.
Frenzels Ehefrau Laura wusste natürlich Bescheid, dass Eric aufhört. „Vor der WM haben wir nicht richtig drübergesprochen“, erzählt Laura, die mit ein paar Fans am Freitag nach Oslo aufgebrochen ist. „Eric wollte sich voll auf die WM fokussieren.“ Aber natürlich sei es schon irgendwie im Raum gestanden. Nach dem Gewinn der 18. WM-Medaille und dem Medaillen-Rekord sei bei ihm wohl auch die Entscheidung weiter gereift, vermutet Laura. Als er am Sonntagabend aus Planica nach St. Ötzen im Landkreis Neustadt/WN heimgekommen sei, sei er glücklich und zufrieden gewesen. Schnell waren sich die beiden einig, dass es der ideale Zeitpunkt zum Aufhören sei. „Den Kindern haben wir es erst am Donnerstag gesagt. Die Emma hätte es ja gleich im Kindergarten erzählt“, sagt Laura schmunzelnd. Am Freitag meldete sich Frenzel am Holmenkollen nochmal selbst zu Wort und erklärte seinen Schritt: „Ich bin stolz auf meine Karriere und dankbar. Natürlich hätte ich den Spaß noch an meinem Sport, aber ich merke auch, dass jetzt die Zeit gekommen ist“, sagte er.
Angst vor Infektionen
Die Zeit wird ein anderes Leben bringen. Mal unbeschwert ins Kino zu gehen, zum Essen. Mal nicht darauf schauen, ob die Kinder Philipp (16), Leopold (7) oder Emma (5) einen Schnupfen haben und den Papa vor dem nächsten Wettbewerb anstecken könnten. „Dieser Druck wird dann weg sein.“ Wenn in den vergangenen Jahren in der Familie jemand krank war, ist Frenzel auch schon mal zum Schlafen ins Trainingshaus nebenan gezogen, um sich nicht anzustecken. Auch große Menschenansammlungen in Räumen mied er, so gut es ging. „Eric ist da sehr akribisch“, sagt seine Frau. Auch, was seine Trainingspläne betreffe. Die habe er konsequent durchgezogen. „Wir freuen uns da jetzt auch darauf, als Familie leben zu können.“ Mit dem Großen, Philipp, Mathe zu lernen, oder mit Leopold und Emma zu spielen. Der gebürtige Sachse kann sein Golf-Handicap auf der Anlage in Schwanhof verbessern, und seinen grünen Daumen pflegen. Wer hätte es gedacht – der Wintersportler liebt den Sommer: „Eric ist viel im Garten unterwegs“, verrät seine Frau. Frenzel dürfte auch sein Wirtschaftsingenieurstudium in Mittweida abschließen. Drei Semester stehen noch aus. Dazu ist er auch noch bei der Bundeswehr. Und er wird auch der Kombination erhalten bleiben. Als Trainer? Als Berater? Wer weiß.
Auf der Silberhütte
Langweilig wird dem erfolgreichsten Nordischen Wintersportler aller Zeiten nicht werden. Sicher wird er im Winter auch wieder ein paar Runden auf der Silberhütte drehen. „Der Eric ist ja meist inkognito hier“, sagt technischer Leiter Stefan Schnurrer, der für die Pistenpräparation zuständig ist. Eric habe da überhaupt keine Ansprüche, sagte Schnurrer. Ab und an war Frenzel auch in den vergangenen Wochen oben am Grenzkamm, um mit seinem Kumpel Terence Weber zu trainieren. Und wie gesagt, nächsten Winter steht auch noch der Ausflug mit seinem Fanclub an. „Ja, er hat es versprochen“, sagt auch Laura. Der Balken-Schnaps muss weg.
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