Michaela Spechts Rückkehr aus Spanien: TSG Hoffenheim statt Real Sociedad

Grafenwöhr
24.01.2023 - 17:26 Uhr
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So schnell kann’s gehen: Nach gerade einmal sechs Monaten beendet Michaela Specht ihr Spanien-Abenteuer und kehrt zurück in ihre fußballerische Heimat. Die Fußballerin aus Grafenwöhr läuft künftig wieder für die TSG Hoffenheim auf.

Das Lachen ist zurück im Gesicht von Michaela Specht: Nach einem sechsmonatigen Intermezzo in San Sebastián trägt die 25-Jährige ab sofort wieder die Trainingskleidung der TSG Hoffenheim.

Nein, das Kapitel Auslandserfahrung will Michaela Specht auch nach dem abgebrochenen Abenteuer in Spanien nicht vollends begraben. Nach sechs Monaten in Diensten von Real Sociedad San Sebastián wechselte die 25-jährige Fußballerin aus Grafenwöhr (Landkreis Neustadt/WN) im Winter zurück in die Frauenfußball-Bundesliga zur TSG Hoffenheim. Dort stand sie bereits von 2015 bis Juni 2022 unter Vertrag. „Es war immer mein Traum, mal im Ausland zu spielen. Und den habe ich mir erfüllt. Gleichzeitig habe ich auch meine Lehren daraus gezogen, welche Voraussetzungen dafür gegeben sein sollten“, sagte Specht im Telefongespräch mit Oberpfalz-Medien.

Die Innenverteidigerin sieht das vorzeitige Ende ihres Engagements im Baskenland nach nur fünf Einsätzen für den Erstligisten Real Sociedad auch gar nicht als ein Scheitern an. „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht, auch wenn ich mir es vielleicht ein bisschen anders vorgestellt habe. Das ist für mich keine persönliche Niederlage, ich habe einfach geschaut, was für mich das Beste ist.“ Viele „sportliche wie menschliche Faktoren“ hätten bereits im Herbst bei Specht die Entscheidung reifen lassen, dass „dieses Abenteuer an dieser Stelle beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt nicht mehr das passendste für mich“ war.

Kaum Kommunikation möglich

Sportlich hatte sie große Probleme, sich auf die vielen Trainingseinheiten und Spiele auf Kunstrasen einzustellen. „Daraus resultierten einige kleinere Verletzungen, die verhindert haben, dass ich dauerhaft spielen und richtig Fuß fassen konnte.“ Erschwerend stellte sich die Sprachbarriere als sehr groß heraus – letztlich zu groß für Specht: „Fast niemand sprach dort Deutsch, kaum jemand Englisch: Das machte es für eine so soziale und kommunikative Person, wie ich es bin, doppelt schwer.“

Trotzdem würde die Profifußballerin die Entscheidung jederzeit wieder so treffen, zu wertvoll für ihre weitere Entwicklung als Mensch seien die vergangenen sechs Monate gewesen. „Das war ein lehrreiches halbes Jahr. Die baskische Kultur, ein anderer Fußball, andere Inhalte, andere Rahmenbedingungen: Ich habe Neues gesehen und erfahren, auch über mich selbst“, sagte Specht, was sie zu der Schlussfolgerung bringt: „Das war die größte Herausforderung, der ich mich stellen konnte.“

Nun geht es für Michaela Specht also zurück in ihre Sinsheimer Wohlfühloase zur TSG Hoffenheim. Nach nur einem halben Jahr Abwesenheit dürfte sie kaum Eingewöhnungszeit benötigen („Das war wie ein Heimkommen“), und auch im fernen Spanien hat die Oberpfälzerin mitbekommen, dass die TSG ihren hohen Zielen, sprich Platz drei und Champions-League-Qualifikation, hinterherhinkt.

Hochkaräter als neuer Trainer

Ihr ehemaliger Trainer Gabor Gallai musste gehen, ihm folgt mit Stephan Lerch allerdings ein Hochkaräter im Frauenfußball nach. Mit dem VfL Wolfsburg wurde Lerch je drei Mal Deutscher Meister und Pokalsieger und erreichte zwei Mal das Endspiel der Champions-League. Einziger Makel: Der neue Coach steigt erst im März ein. Er will zunächst seine Mission mit der männlichen U19 der TSG Hoffenheim zu Ende bringen. Bis dahin verantworten Interimstrainerin Nadine Rolser und U20-Trainer Rico Weber die Bundesliga-Truppe. „Es ist für alle eine Art Neustart, nicht nur für mich als Neuzugang“, sagte Specht über ihren neuen, alten Klub.

Sechs Punkte Rückstand sind es auf Eintracht Frankfurt, die derzeit den begehrten Platz drei belegt. Mit Specht soll die große Aufholjagd beginnen. Und die ist bereit, sofort in ihre alte Rolle als Anführerin zu schlüpfen: „Ich habe mich sehr schnell wieder hier eingefunden und mein Ziel ist es, der Mannschaft mit meinen Stärken auf und neben dem Platz weiterzuhelfen.“

Wäre nur noch ein „Affront“ aus der Welt zu schaffen: Kaum war Specht in Spanien, schnappte sich Mitspielerin Lisann Kaut die Rückennummer vier, mit der jahrelang Specht im TSG-Trikot aufgelaufen ist. „Lisann hat sogar bei mir nachgefragt, ob es für mich in Ordnung wäre. Und für mich hat die Rückennummer keine große Bedeutung. Meine neue Nummer 20 ist schon mal ein gutes Omen. Im ersten Testspiel habe ich gleich ein Tor geschossen – gefühlt mein erstes seit 18 Jahren.“ Scheint fast so, als kehrte das Selbstvertrauen zurück – so wie Michaela Specht zur TSG Hoffenheim.

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Grafenwöhr03.08.2022
Hintergrund:

Michaela Spechts Karriere

  • Anfänge: Beginn bei der SV Grafenwöhr, am NLZ der SpVgg SV Weiden und bei Bayern München, 2015 geht's zur TSG Hoffenheim
  • Fußballerische Heimat: In Sinsheim bald feste Größe in der Innenverteidigung; größter Erfolg: Qualifikation für die Champions-League in der Saison 2021/22
  • Abenteuer: Zur Saison 2022/23 Wechsel nach Spanien zu Real Sociedad; Scheitern in der Qualifikation zur Champions-League am FC Bayern; Aufgrund von Eingewöhnungsproblemen nur 5 Einsätze für die Basken
  • Rückkehr: Ab dem Frühjahr 2023 wieder zurück bei der TSG Hoffenheim
 
 

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