Immer wieder feuert der Aufsichtsratsvorsitzende des 1. FC Nürnberg, Thomas Grethlein, von der Tribüne aus die Mannschaft an. Doch sein Ruf "Wir wollen siegen" und das langgezogene "FCN" verhallen in dem gespenstisch stillen Stadion. Fast ein wenig verzweifelt klingen seine Versuche.
Eklatantes Problem
Der 1. FC Nürnberg ist bemüht. Das lässt sich auch an diesem Samstag gegen den VfL Bochum nicht abstreiten. Doch es fehlt erneut an den spielerischen Lösungen, die sich der Club nicht erarbeiten kann. Torwart Christian Mathenia baut ein ums andere Mal lautstark die Kollegen Oliver Sorg und Nikola Dovedan auf, wenn sie wieder einmal den Ball verlieren. Das passiert den Franken leider viel zu oft. Ungenaues Abspiel und der Abschluss sind nicht nur bei den beiden Profis ein eklatantes Problem.
So fokussiert sich das Spiel zwischen dem Club und Bochum vor allem aufs Mittelfeld. Beide Teams wollen unbedingt einen Rückstand verhindern. Das macht es zu einer zäh biederen Angelegenheit- vor allem im ersten Durchgang. "Das Ziel war, das Spiel ohne Gegentor zu beenden", erklärt Mathenia die Marschroute. Defensiv habe seine Mannschaft gut gearbeitet, ist Trainer Jens Keller zufrieden. Vor dem Strafraum des Gegners wird es indes selten brenzlig. Folgerichtig ist die einzige gefährliche Aktion der Franken nach 84. Minuten, als Robin Hack drei Bochumer stehen lässt und sein Schuss von der Latte abprallt, eine Einzelleistung. "Ein Tor, das wir herbeigesehnt haben", sagt Mathenia.
Wäre diese Chance drin gewesen, hätte sich der Club im Abstiegskampf etwas Luft verschafft. Druck verspüre man freilich, so Mathenia. "Wir spielen bei einem Traditionsverein und haben Verantwortung. Damit müssen wir umgehen können." Kann das der Club? Fakt ist, dass gegen Aue und Regensburg der Gegner mithelfen musste, damit Nürnberg einen Punkt mitnimmt. Ein Eigentor wollte Bochum jedoch nicht gelingen.
Dann muss es die eigene Offensive richten. In der zweiten Halbzeit geht Keller ins Risiko. Er ersetzt Kapitän Hanno Behrens und Dovedan mit Adam Zrelak und Fabian Schleusener, wovon sich der 49-Jährige "Frische und Wucht" erhoffte. Es sei nunmal ein Spiel gewesen, das man "unbedingt gewinnen wollte".
Ordentliches Restprogramm
Vor der Partie hatte Keller gefordert, dass man einen Sieg auch mal erzwingen müsse. Zwar hat der Club dann mehr Zugriff. Doch fehlt die Ruhe am Ball, letztlich die zündende Idee und die spielerische Lösung. "Wir müssen geduldiger agieren", urteilt Hack. Es ist nicht genug Zwang, dass es auch mal reicht.
Viele Spiele sind es nicht mehr, bis die Saison endet und der Club den Abstiegs-Gau verhindern kann. Am Samstag müssen die Franken zum Spitzenreiter Bielefeld. "Warum sollten wir auch dort nicht punkten?", fragt sich Keller. Mancher Betrachter der jüngst biederen Darbietung zweifelt da. Danach empfängt der Club den Nachbarn aus Fürth zum Traditionsderby - traditionell schon keine leichte Aufgabe.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.