Weiden in der Oberpfalz
24.08.2020 - 16:58 Uhr

Bayerns Triple-Sieg: Das sagen die Fanclubs der Rivalen

Der Jubel all derer, die es grundsätzlich mit dem FC Bayern halten, war am Sonntagabend schier grenzenlos. Doch wie bewerten die Anhänger des 1. FC Nürnberg, 1860 München oder Borussia Dortmund den großen Triumph des Rivalen aus dem Süden?

Dass die Bayern-Fans den Triumph in der Champions-League bejubeln, ist selbstverständlich. Doch wie sieht es mit den Fans von nationalen Rivalen aus? Bild: Felix Hörhager/dpa
Dass die Bayern-Fans den Triumph in der Champions-League bejubeln, ist selbstverständlich. Doch wie sieht es mit den Fans von nationalen Rivalen aus?

Autokorso auf der Münchener Leopoldstraße, Bilder jubelnder Bayern-Fans en masse in den sozialen Medien, über 13 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher: Das zweite Triple der Vereinsgeschichte für den FC Bayern München bewegte am Sonntagabend nicht nur die Anhänger des frischgebackenen Champions-League-Siegers. Diesem sportlichen Großereignis vor trister Geisterkulisse in Lissabon konnten sich die Fußballanhänger hierzulande kaum entziehen. Dass die Bayern-Fans anschließend landauf, landab in kollektiven Jubel ausbrachen, versteht sich von selbst. Doch nicht alle, die den 1:0-Erfolg gegen Paris Saint-Germain verfolgt haben, sympathisieren grundsätzlich mit dem Fußball-Dominator aus dem Süden. Hält ein Club-Fan deshalb in einem Finale der Königsklasse zu den Bayern? Jubelt ein "Blauer" bei einem Triumph der "Roten"? Wir haben uns bei Fanclubs in der nördlichen Oberpfalz umgehört.

Roland Wild, Vorsitzender des 1.-FC-Nürnberg-Fanclubs "Die Büffel" aus Pirk, sieht den Champions-League-Triumph des FC Bayern aus deutscher Sicht positiv. "Für den deutschen Fußball ist dieser Sieg wichtig. Ich habe mir das Spiel angeschaut. Es war ein offenes Spiel, beide hätten gewinnen können. Als deutscher Fußballfan gönne ich es den Bayern. Es hätte sich aber niemand beschweren können, wenn Paris gewonnen hätte." Eines schob Wild dann noch nach: "Mich hätte es noch mehr gefreut, wenn statt Paris mit Leipzig eine zweite deutsche Mannschaft das Finale erreicht hätte."

Andere Vereine profitieren

"Ich bezeichne sie zwar oft auch als Duselbauern, aber dieser Erfolg ist für den deutschen Fußball schon nicht schlecht", sagt Christian Stingl vom Gladbach-Fanclub "Borussenfreunde" aus Kirchenthumbach. Im Großen und Ganzen seien die Bayern der verdiente Sieger des Champions-League-Turniers, auch wenn es schon gegen Olympique Lyon im Halbfinale anders hätte laufen können. "Wenn Lyon in Führung geht, kann das auch in die andere Richtung gehen. Im Finale gegen Paris standen die Chancen 50:50. Ich habe gesagt: ‚Wer da das erste Tor erzielt, der schafft's am Ende.‘ So ist es dann auch gekommen." Bei Spielen auf europäischer Bühne hält der Gladbach-Fan grundsätzlich lieber zum deutschen Vertreter – zumal auch "seine" Borussia indirekt davon profitiert. "Die Bayern sind schon das Aushängeschild der Bundesliga. Dank ihrer Erfolge darf eben auch der Bundesliga-Vierte, zuletzt unsere Fohlen-Elf, in der kommenden Saison in der Champions-League starten."

Ganz anders bewertet Hubert Heuberger den Münchener Komplett-Triumph: "Das interessiert mich nicht. Die können von mir aus noch 15 Mal Meister werden und 30 Mal die Champions-League gewinnen", sagt der Vorsitzende der "Löwenfreunde" Obersteinbach (Ehenfeld/Hirschau). Seine Abneigung gegenüber dem roten Nachbarn aus München erklärt der Sechziger ganz einfach: "Wenn man einmal ein ‚Blauer‘ ist, dann ist man ein ‚Blauer‘. Das ist schon immer so." Nichtsdestotrotz seien die Bayern der verdiente Champions-League-Sieger, die Spiele hat Heuberger als Fußballfan natürlich verfolgt. "Die anderen waren einfach zu schlecht. Die Bayern können sich bei Manuel Neuer bedanken, der ein paar Unhaltbare doch gehalten hat", fand der Oberpfälzer "Löwe" immerhin ein Lob für den Keeper des Rivalen. "Am Ende war's verdient, sie waren besser, aber deswegen bricht bei mir keine Euphorie aus."

Dortmund fehlt diese Siegermentalität

Dominic Reiter aus Eschenbach hätte es lieber gesehen, wenn Borussia Dortmund anstelle der Bayern etwas zu bejubeln gehabt hätte. "Der BVB im Finale hätte mir besser gefallen. Ich weiß nicht, ob ich es den Bayern gönne, aber verdient haben sie es allemal", zollt der Vorsitzende der "Rußweiherborussen" dem Rivalen Respekt. Zwar sei die Rivalität zum FC Schalke noch größer als die zum FC Bayern, doch "gerade bei uns in der Oberpfalz gibt es immer wieder mal verbale Scharmützel mit den vielen Bayern-Fans im Freundeskreis". Der Münchener Erfolg von Lissabon hat Reiter wieder einmal schmerzlich vor Augen geführt, was dem nationalen Herausforderer noch zum Seriensieger aus München fehlt: "Die Bayern haben einfach eine andere Siegermentalität. Wenn ich nur auf Thomas Müller schaue, dieser unbedingte Siegeswillen, den sehe ich bei unserer Mannschaft selten oder gar nicht."

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