Zu Beginn eine kleine Quizfrage: Wer war der letzte Spieler im Kader der Blue Devils Weiden, der dem eigenen Nachwuchs des 1. EV Weiden entstammte? Richtig, das war Philipp Siller. Der ist mittlerweile auch schon 26 Jahre alt und trägt ab der neuen Saison gar nicht mehr das Weidener Trikot, sondern siedelte zum Nachbarn ERSC Amberg über. Das zeigt, dass in den vergangenen Jahren der Nachschub aus der U20 in den Seniorenbereich so gut wie nicht gegeben war. Warum eigentlich nicht?
"Das ist keine einfach zu beantwortende Frage, weil die Antwort sehr komplex ausfällt", sagte Jens Maschke, der Jugendleiter des 1. EV Weiden, in der neuen Folge des Devils-Podcasts "Powerplay". Etwas vereinfacht lassen sich seiner Meinung nach drei Kernthesen für das Versiegen des Nachwuchsflusses zusammenfassen. Zum einen sei die sportliche Qualität bei den Blue Devils für herausragende Jugendspieler bis vor wenigen Jahren nur wenig attraktiv gewesen.
Als Beispiele führte Maschke Adrian Klein und Paul Vinzens an, die nun bei den Straubing Tigers in der DEL beziehungsweise der Nachwuchsakademie von Red Bull in Salzburg ihren weiteren sportlichen Weg beschreiten. "So ehrlich müssen wir schon sein, dass ein mit Hängen und Würgen erreichter Play-off-Platz in der Oberliga für wirklich talentierte, junge Spieler keinen Anreiz bot."
Corona kostet einen Jahrgang
Doch diese Zeiten gehören in Weiden seit zwei, drei Jahren der Vergangenheit an. Mit einer zunehmenden Professionalisierung auf allen Ebenen streben die Blue Devils mit aller Gewalt in Richtung Zweitklassigkeit, die Qualität im Kader wird von Jahr zu Jahr erhöht – und der Sprung aus der U20 zu den Profis damit auch immer größer. "Wir haben in unseren beiden ältesten Mannschaften U20 und U17 derzeit nicht die Qualität und auch nicht die Quantität an Spielern, was man beispielsweise am Abstieg unserer U17 in die Bayernliga sieht. Während der Corona-Pandemie ist uns hier ein kompletter Jahrgang weggebrochen", sagt Maschke, der daher zeitgleich von Änderungen im Trainerstab berichtet.
So beschäftigt der 1. EV nun drei hauptamtliche Nachwuchstrainer: Cheftrainer Jiri Kovka gibt in allen Belangen bezüglich Spielphilosophie und Trainingsinhalten die Richtung vor. Neu ist Rückkehrer Peter Hampel, der künftig die U17 und U20 verantworten wird. Und Jiri Ryzuk koordiniert die U15 bis hinab zu den Anfängern. Hinzu kommen jeweils noch Co-Trainer und Betreuer. "Natürlich brauchen wir immer Helfer und Betreuer, aber mit Blick auf unsere drei hauptamtlichen Trainer bleibt schon zu konstatieren: Mehr geht da fast nicht mehr", ist Maschke zuversichtlich, in wenigen Jahren wieder Spieler mit Stallgeruch bei den eigenen Profis erleben zu dürfen.
Infrastrukturelle Sorgen
Ab der U15 abwärts zeichne sich schon jetzt wieder eine Trendwende ab - hin zu mehr und zu besseren Spielern. "Dazu läuft die Zusammenarbeit mit Jürgen Rumrich und Sebastian Buchwieser fantastisch. Die Beiden interessieren sich und wissen genau, wer im Nachwuchs spielt und was bei uns gerade abläuft. Das war hier nicht immer so", lobt der Jugendboss den Sportlichen Leiter und den Trainer des Profiteams.
Bliebe noch die dritte Komponente, die einen Eishockey-Standort auch für talentierte Nachwuchsspieler aus der nahen und etwas ferneren Umgebung attraktiv macht: Die Infrastruktur muss passen. "Da sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt. Um die Spiele und Trainingseinheiten für 170 Jugendliche und Kinder reibungslos organisieren zu können, benötigen wir dringend eine zweite Eisfläche, auf der auch Spiele ausgetragen werden können, sowie weitere Kabinen", benennt Maschke ein Dilemma, das die Nachwuchsförderung bisweilen noch entscheidend hemmt. Der EV-Jugendleiter geht sogar noch einen innovativen Schritt weiter: "Meiner Meinung nach würde sich in Weiden ein zweites Eisstadion ganz sicher rentieren."
Die Profis der Blue Devils sind mit ihrer Professionalisierung am weitesten, der Nachwuchs (wieder) auf einem guten Weg, nur beim Thema Infrastruktur drückt noch der Schuh – um aus dem Standort Weiden auch wieder eine sprudelnde Quelle an Eishockey-Talenten zu machen.
Der Eishockey-Nachwuchs des 1. EV Weiden
- U20: DNL3
- U17: Bayernliga
- U15: Landesliga
- U13: Landesliga
- U11: Leistungsklasse A
- U9 A: Leistungsklasse A
- U9 B: Leistungsklasse B
- U7: Freundschaftsspiele
- Insgesamt: circa 170 Kinder und Jugendliche, darunter 17 Mädchen
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