Man kann alles in die Tonne treten: Das Orakel, das uns den Sieg vorausgesagt hat. Die Statistik, nach der nach den letzten drei Spielen wieder ein gutes hätte folgen müssen. Und auch die Mär, dass Wembley für Deutschland ein gutes Pflaster ist.
Jogis Elf ist raus aus der EM - und das völlig verdient. Es war in Ordnung, was die deutsche Mannschaft am Dienstagabend in der Kathedrale des Fußballs im Nordwesten Londons abgeliefert hat. Aber eben nur in Ordnung. Die deutsche Elf hatte Chancen, hielt gegen keineswegs überragende Engländer durchaus mit. Ein Spiel auf Augenhöhe. Dieses Aus auf diese 81. Minute zu reduzieren, als Thomas Müller gen englisches Tor stiefelte - und den Ball um Zentimeter vorbeischoss, trifft es nicht. Am Ende war es doch mehr, was fehlte.
Diese kontinentalen Titelkämpfe zeigen eindrucksvoll, dass nicht die Stars entscheidend sind - sondern das Team, eine Mannschaft, ein Verbund. Die unbändigen Schweizer, die unglaublichen Dänen, die unerschütterlichen Tschechen. Kylian Mbappé, Cristiano Ronaldo, Memphis Depay - die Großen sind schon zu Hause. Und jetzt auch die Weltmeister Kroos, Neuer und Co. Wenn man die Vereinsnamen hinter den deutschen Spielern liest, dann sind das Klubs, die nahezu ständig in der Champions-League zu Hause sind. So richtig auf den Platz haben sie ihre Klasse aber nie gebracht. "Die Mannschaft" war dann doch keine große Mannschaft. Allerdings verbietet es sich, dieses EM-Ende mit dem WM-Aus vor drei Jahren in Russland zu vergleichen. Damals war es ein Debakel, dieses Mal ist es einfach nur tief frustrierend.
Bundestrainer Joachim Löw hatte vor dem England-Spiel noch ein richtiges und wichtiges Signal gesetzt, und die ganz schwachen Serge Gnabry und Leroy Sane durch Timo Werner und Leon Goretzka ersetzt. Doch insgesamt waren einfach zu viele deutsche Spieler nicht in Turnierform. Löw hat vielen Akteuren enormes Vertrauen entgegengebracht. Am Ende wurde er von einigen schmählich im Stich gelassen. Diesen Abschied hatte der Ewig-Bundestrainer nicht verdient.
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