Steinberg am See
16.05.2018 - 14:10 Uhr

Bierkrug-Ausstellung im Braunkohlemuseum: Ein Spitzl für 24 Pfennige

Bierkrüge stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung im Braunkohlemuseum Steinberg am See. Bei der Vernissage blickt Jakob Scharf in die Geschichte der Humpen, die eng mit dem bayerischen Nationalgetränk verbunden ist. Vier Wochen ist die Ausstellung zu sehen.

HAK-Vorsitzender Jakob Scharf (stehend) präsentierte bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Bierkrüge" im Steinberger Braunkohlemuseum den Besuchern und Museumsleiterin Renate Rose (links) viele Raritäten, darunter auch eine "Liesl" mit 3,6 Litern Fassungsvermögen.  	Bild: sja
HAK-Vorsitzender Jakob Scharf (stehend) präsentierte bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Bierkrüge" im Steinberger Braunkohlemuseum den Besuchern und Museumsleiterin Renate Rose (links) viele Raritäten, darunter auch eine "Liesl" mit 3,6 Litern Fassungsvermögen. Bild: sja

Über 250 zum Teil sehr seltene Krüge haben die Museumsmacher zusammen getragen. Der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises, Jakob Scharf, gab einen geschichtlichen Überblick über die "Geschichte des Bierkruges". Er blendete dabei in die Zeit zwischen 1340 und 1380 zurück, als die Pest in Europa rund 25 Millionen Menschen tötete. Nach Ende der Epidemie wurden in mehreren Fürstentümern "Trinkgefäßgesetze" erlassen, wonach Speisen und Getränke abgedeckt werden mussten. Auch die "Bierproduktion" nach dem Reinheitsgebot aus Hopfen, Getreide, Hefe und Wasser sei eine indirekte Folge gewesen. Die Verordnungen führten zu einer Qualitätsverbesserung des Bieres, was sich auf die Bierkrugerzeugung auswirkte.

Bessere Glasuren

Viele hatten ihr persönliches Trinkgefäß, wobei bis ins 16. Jahrhundert die Wohlhabenden Zinnbecher bevorzugten. Aber auch Behälter aus Silber, Glas oder Holz gab es. Steingutexperimente führten zu einer immer besseren Verwendung dieses Materials. Die Salzglasur wurde um 1400 erfunden und eine lilafarbene Mangan-Oxid-Glasur um 1650. Das europäische Porzellan wurde 1709 erfunden, habe aber keinen spürbaren Einfluss auf die Bierkrügeproduktion gehabt, so Scharf. Gegen Ende der Barockzeit waren Zinn- und Silberhumpen immer noch selten. "Die Zeit von 1850 bis 1910 ist bei den Bierkrügen das goldene Zeitalter, weil nicht nur die Produktion enorm zunahm, sondern auch die künstlerische Gestaltung und Vielfalt der Formen und Motive," sagte Scharf. Bei der Ausstellung im Steinberger Museum nehmen Bierkrüge mit Bergbaumotiven aus ganz Deutschland und darüber hinaus eine Sonderstellung ein. Auch Raritäten, die an die BBI-Zeit erinnern, gibt es zu sehen. Jakob Scharf kündigte an, diese Krüge als Dauerausstellung zu integrieren, wies aber auch auf die Raumnot im Museum hin, die fast keine zusätzlichen Exponate mehr zulasse. Von der bei dieser Ausstellung im Museum zu sehenden Vielfalt aus Brauerei-, Vereins-, Orts-, Jubiläums-, Militär-, oder Zunftkrügen aus Steingut, Zinn, Glas, Porzellan oder Holz hob der Redner einige hervor, unter anderem einen "Räuschekrug", der die Kosten für einen leichten und schweren Rausch in 24 Abstufungen festhält. So kostete ein "Spitzl" 24 Pfennig, ein "Brand" 1 Mark 12 Pfennig, ein "Fetzen Rausch" eine Mark 30 Pfennig und ein "Saurausch" 2 Mark und 42 Pfennig. "Bei den heutigen Oktoberfestbierpreisen würde aus dem Saurausch ein Spitzl", scherzte Scharf. Er dankte allen, die Krüge zur Verfügung stellten, sowie den Brauereien Fuchsberger, Jacob und Naabeck für die Unterstützung.

Bis 24. Juni zu sehen

Bis Ausstellungsende am 24. Juni werden immer noch Ausstellungsstücke gerne angenommen. Das Museum ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet, für Gruppen und Vereine nach Vereinbarung auch zu jeder anderen Zeit.

 
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