Deutschland und die Welt
09.02.2023 - 08:16 Uhr

Ein Hoch auf die Kruste

Eine beeindruckende Landschaft, Gletscher, Vulkane, Strände, Regenwälder und ein Hauch von Tolkiens Mittelerde – das alles kann man in Neuseeland entdecken. Doch schon während der Reise fehlt unserer Redakteurin vor allem eines: Brot.

Auf ihrer Reise durch Neuseeland hat Redakteurin Katrin Pasieka-Zapf vor allem eines wieder Schätzen gelernt: die deutsche Brotkultur. Symbolbild: Jens Kalaene/dpa
Auf ihrer Reise durch Neuseeland hat Redakteurin Katrin Pasieka-Zapf vor allem eines wieder Schätzen gelernt: die deutsche Brotkultur.

„Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben“, das sagte einst der Schriftsteller Theodor Fontane. Wie viel an diesem Zitat dran ist, ist mir vor wenigen Wochen auf unserer Reise durch Neuseeland klar geworden. Jetzt mag sich der eine oder andere vielleicht fragen: Was kann man bitte an der Oberpfalz vermissen, wenn man ans andere Ende der Welt reist, dazu noch auf eine Insel, die für ihre einzigartige Landschaft und Natur berühmt ist? Wo man sich wahrhaftig vorstellen kann, dass hier Hobbits, Elben und Zwerge ihre Heimat haben und manche Gegenden so einsam sind, dass man stundenlang keinem anderen Menschen begegnet? Die Antwort darauf ist essbar und besteht aus vier Buchstaben: Brot.

Schon beim ersten Einkauf in einem neuseeländischen Supermarkt fällt meinem Mann und mir auf: Brot, wie wir es kennen, gibt es hier nicht. Warum sollte es auch? Andere Länder, andere Brotkulturen. In den Regalen liegen Semmeln, Scones und Weißbrot. Den Gebäckstücken fehlt vor allem eines: eine Kruste, die beim Schneiden und Beißen knackt und knuspert. Was hätte ich an manchen Abenden für ein Butterbrot gegeben. 3200 verschiedene Brotsorten sind im Deutschen Brotregister gelistet. Wir sind damit Brotweltmeister. Die Grundzutaten lauten Mehl, Wasser, Salz gemischt mit einem Backtriebmittel wie Hefe oder Sauerteig. Unterschieden wird in zahlreiche Kategorien. Neben den Klassikern wie Roggen-, Weizen- oder Roggenmischbroten gibt es viele Spezialsorten: Mehrkorn- oder Malzbrote, Brote mit Rosinen, Kartoffeln oder Gewürzen, Diätbrote mit viel Eiweiß, wenig Kohlehydraten oder ohne Gluten. Ach ja, bei dem Gedanken daran läuft mir gleich das Wasser im Mund zusammen.

Brot passt einfach immer, ob zum Frühstück mit Frischkäse, mittags zur Suppe, am Abend als deftige Brotzeit. Als wir eines Tages durch Christchurch schlenderten, stieg mir dieser wohlige Brotgeruch in die Nase. Die Bakery war schnell ausfindig gemacht und tatsächlich: Hier gab es Sauerteigbrot. Logisch, dass wir uns einen ganzen Laib mitnahmen. Nach der Reise sind wir bei meinen Eltern zur Brotzeit eingeladen. „Mein Schatz“, denke ich mir und halte eine Scheibe Brot wie Gollums Ring in den Händen. Ich fühle die Kruste und atme den Duft tief ein. Danke. Danke an alle Bäckerinnen und Bäcker, die jeden Tag dieses wunderbare Lebensmittel herstellen und damit ein Stück Heimat backen.

OTon02.02.2023
Hintergrund:

Oton

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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