Das Leben schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten. Das darf ich jeden Tag aufs Neue in meinem Beruf erfahren – auch wenn an manchen Tagen ganz schön harte Kost dabei ist. Etwa bei Verhandlungen am Amtsgericht in Tirschenreuth. Hier werden Verbrechen und Vergehen in Zivil-, Familien- und Strafsachen verhandelt. Ich bin mir sicher: Angeklagte, Opfer und Zeugen würden meinen ersten Satz sicherlich nicht unterschreiben. Fahren ohne Führerschein, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Waffenbesitz aus Angst vor den Clans, gefälschter Impfpass, aber auch Körperverletzung oder Missbrauchsfälle. Straftaten wie diese geschehen nicht nur in den großen Städten, sondern auch bei uns, mitunter in den kleinsten Dörfern.
Bei einer Verhandlung kam der Angeklagte aus meinem Heimatort, ein anderes Mal war die Zeugin eine ehemalige Klassenkameradin meiner Schwester – es ist ein seltsames Gefühl, dass einem in diesem Moment beschleicht und schnell wurde mir klar: es kann jeden treffen. Manchmal waren die angeklagten Männer und Frauen in meinem Alter – derzeit noch knapp unter 30. „Wie unterschiedlich das Leben doch verlaufen kann“, habe ich mir in dieser Situation gedacht und war für mein "normales" Leben – mit Ehemann, Job und vier Hühnern – sehr dankbar.
Zuletzt war ich wegen versuchter schwerer Körperverletzung „auf Gericht“. An der Sicherheitskontrolle stand vor mir ein Mann. „Ist das vielleicht der Angeklagte?“, habe ich mich gefragt und „was wird er getan haben?“. Von meinem Presseplatz habe ich einen guten Blick auf alle Beteiligten. Die Stimmung im Saal schwankt von Anspannung über Gleichgültigkeit, von Wut und Aggression hinüber zu Resignation und manchmal auch Erleichterung. Spannend wird es aber allemal und genau das ist es, warum ich trotz der schlimmen Dinge die passiert sind, gerne eine Gerichtsverhandlung besuche. Dabei geht es nie darum, den Angeklagten bloßzustellen. Vielmehr soll gezeigt werden, wie Gerichte zu einer Entscheidung kommen – mögen die Aussagen der Angeklagten und Zeugen noch so skurril sein. Schon oft habe ich mir gedacht: „Eine bessere Geschichte könnte sich kein Buchautor einfallen lassen.“ Ob diese für etwas Inspiration manchmal selbst eine Verhandlung besuchen? Manche Fälle hätten durchaus Potenzial, um als Grundlage für die Krimis von Rita Falk dienen zu können. Mein Vorschlag: Karpfensulzgeheimis – Franz Eberhofer ermittelt.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.