Kennt jemand Rita Kimmkorn? Harry-Potter-Fans werden jetzt aufschreien. Na klar, Kimmkorn ist die blonde, extrem nervige und bisweilen hinterhältige Journalistin. Gerade im vierten Teil lässt sie nichts für eine reißerische, erlogene Story über Harry unversucht und bringt es so zu Schlagzeilen und einer der meistgehassten Figuren unter den Zuschauern. Damals, als ich die Bücher gelesen und Filme geschaut habe, machte mir das wenig aus. Ist eben eine Antiheldin, der man für ihre Schmutzkampagnen im Kino am liebsten die Popcorntüte hinterhergeschleudert hätte.
Hier soll es aber gar nicht um Harry Potter gehen. Sondern um das Journalistenbild, das solche Charaktere fördern. Gut, mögen manche Leser nun sagen, der ist ja selber Redakteur. Klar will der, dass sein Metier gut wegkommt. Wer wollte das nicht. Aber es lohnt, genauer hinzuschauen. Ein anderes Beispiel, etwas älter. Im "Fabian" von Erich Kästner kommt die arbeitssuchende Hauptfigur auch mit Journalisten ins Gespräch. Dargestellt sind sie als Zigarren paffende, zynische Geier, die die öffentliche Meinung gezielt manipulieren und wie Frau Kimmkorn Nachrichten frei erfinden, weil im Blatt eben noch ein Plätzchen frei ist.
Oder: Die Reporter im ARD-Tatort. Noch schlimmer. Kaum ein Sonntagskrimi vergeht, in dem die Herrschaften bei der Polizei nicht mit schreckgeweiteten Augen vor der bösen, bösen Presse warnen. Als würden die Journalisten schon wie gierige Wölfe vor dem Revier warten, um sogleich über den anständigen Herrn Kommissar herzufallen. Oh je, die Presse hat Wind bekommen und wird die Wahrheit schreiben. Ist das denn etwas Schlechtes?
Nein, ist es nicht. Journalisten sind dazu da, Dinge aufzudecken, Zusammenhänge zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und dem Leser seriös zu servieren. Und wenn nötig mit Demut zu korrigieren. So verstehe ich meinen Beruf. Reicht es denn nicht, wenn Reporter weltweit für ihre Arbeit angefeindet werden? Dass manche Partei auch in Deutschland ganz offen gegen die Medien hetzt? Unliebsame Journalisten ausschließt? Dass Populisten wie Donald Trump oder Björn Höcke meinen Berufsstand zum "Feind des Volkes" erklären? Auch ich habe schon am Telefon von einer Leserin hören müssen, ich arbeite ja für die "Lügenpresse".
Was ich sagen will: Wenn Politiker, die es mit der Wahrheit, naja, nicht ganz so genau nehmen, ihren Anhängern ein negatives Journalistenbild einreden. Was schafft dann erst ein "Tatort", den jeden Sonntag fast 10 Millionen Menschen sehen? Die Figuren aus Harry Potter kennen Hunderte Millionen Menschen weltweit. Wer bewusst für die "bessere Geschichte" auf diese platte Sichtweise setzt, der hilft mit, die Säule der vierten Gewalt im Staat anzusägen. Das muss wirklich nicht sein.
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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