"Warum hab ich das eigentlich noch?" Diese Frage habe ich mir die letzten Wochen immer wieder gestellt. Egal ob in meiner Küche, im Keller oder vor dem Kleiderschrank schüttle ich zurzeit den Kopf über mich. Ein Zwiebelschneider setzt in meinem Küchenschrank in der hintersten Ecke Staub an. Warum ich mir den überhaupt gekauft habe? Ich hatte wohl gehofft, dass das Zwiebelschneiden dann schneller ginge. Die Realität zeigt, ich bin mit dem einfachen Küchenmesser doch schneller fertig. Also weg mit dem Staubfänger.
Ähnlich ging es mir neulich in meinem Keller. Meine Schwester zieht um und brauchte noch ein paar Umzugskartons. Beim Suchen nach den Dingern sind mir aber sämtliche Kartons von Gegenständen entgegen gekommen. Warum hab ich die überhaupt aufgehoben? Also machte ich mich doch lieber gleich ans Werk und sortierte in meinem Keller mal aus.
Eine WhatsApp-Nachricht meiner Schwester machte mir aber bewusst, dass mir mein Endgegner noch bevorsteht: Mein Kleiderschrank. Zurück zur Nachricht: Sie hat mir ein Foto geschickt, auf dem ein Kleiderberg zu sehen ist. Sie hatte ihren Kleiderschrank bereits ausgemistet. Ein Blick in meinen verrät nicht nur, dass meine Lieblingsfarbe offenbar schwarz ist, sondern auch, dass ich Klamotten besitze, die ich schon ewig nicht mehr getragen habe. Kleiderbügel für Kleiderbügel gehe ich jedes einzelne Teil durch. "Zu klein, zu groß, ist nicht mehr modern, mag ich nicht mehr", murmel ich dabei vor mich hin. Mit anderen Worten: Das zieh ich eh nicht mehr an. Also fasse ich den Entschluss einmal kräftig in meinem Kleiderschrank auszusortieren. Aber wo fange ich an? Alles raus? Aber was wenn ich die eine Bluse doch mal noch anziehen möchte? Was wenn ich in dieses eine Kleid doch mal wieder reinpasse? Soll wirklich alles weg?
Vor diesem Dilemma stehe ich nun. Was mir in der Küche und im Keller so leicht gefallen ist, stellt mich jetzt vor dem Kleiderschrank auf die Probe. Warum kann ich mich von manchen Teilen nicht trennen? Und ich kann wirklich nicht behaupten, ich sei sehr modebewusst. Dem einzigen eigenen Maßstab, den ich befolge, ist, dass jedes Teil schwarz sein muss. Lange stehe ich grübelnd vor meinem Kleiderschrank. So wirklich zu einem Entschluss komme ich nicht. Vielleicht verschiebe ich das Ganze noch – bis ich von meinen schwarzen Winterklamotten zu den schwarzen Sommerklamotten wechsle, denn dann muss ich im Schrank eh umräumen.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet - was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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