Oberpfalz
04.07.2024 - 09:01 Uhr

OTon: Wieso mich die Fußball-EM glücklich macht

Wenn es einen Sport gibt, dem Redakteurin Maria Oberleitner absolut nichts abgewinnen kann, dann ist das: Fußball. In ihrem OTon sammelt sie Alternativen für Fußball-Muffel.

Ganz allein mit den Enten im Freibad: Klingt gut? Einfach während eines EM-Spiels hingehen. Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Ganz allein mit den Enten im Freibad: Klingt gut? Einfach während eines EM-Spiels hingehen.

Nein, ich interessiere mich nicht für Fußball. Nein, auch kein kleines bisschen. Nein, auch nicht, weil die Europameisterschaft in Deutschland stattfindet. Klar gucke ich mir gern lustige Videos von niederländischen Fans an, die in Massen über die Straße hopsen – und amüsiere mich über diesen einen Schotten, der nach einem Spiel den Park aufgeräumt hat, um den Deutschen für ihre Gastfreundschaft zu danken. Aber die Sache mit dem Ball, die kriegt mich einfach nicht.

Fußballgucken mit mir macht keinen Spaß. Nach spätestens fünf Minuten langweile ich mich, reiße Witze über die Frisuren der Spieler, Gesichtsausdrücke der Trainer oder stelle so viele inhaltliche Fragen, dass man daraus locker ein "Was-ist-was"-Buch machen könnte.

Dafür fröne ich während Fußball-Großevents wie dieser EM einem ganz anderen Hobby: dem Alleinsein. Im Supermarkt, am Badesee, in der Innenstadt. Im Lieblingsrestaurant, wo man normal nie einen Platz bekommt, oder auf dem Wanderweg, der sonst immer ein bisschen überlaufen ist. Meine Geheimtipps: Zulassungsstelle, Einwohnermeldeamt, Hundeplatz, Waschanlage, Fitnessstudio, Freibad, Sauna, Baumarkt. Wäre der Louvre um die Ecke, ich hätte die "Mona Lisa" für mich.

Aber versteht mich nicht falsch: Ich finde es herzallerliebst, wenn die Verkäufer im Laden hinter dem Tresen die Köpfe zusammenstecken und alle gespannt auf ein kleines Tablet gucken, um nichts zu verpassen. Oder der Busfahrer das Radio auf Anschlag dreht. In solchen Momenten erwarte ich auch keine ausführliche Beratung, bin mit abgefertigt-werden zufrieden. Denn: Dass sich so viele grundverschiedene Menschen auf dieses 90 Minuten-Mitfiebern einigen können, ist wundervoll. Und eigentlich bräuchten wir – neben Fußballspielen und vielleicht noch Taylor-Swift-Konzerten – mehr solche Anlässe, in denen es irgendwie auch um ein Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinsamkeit geht. Wer Fußball-Muffel ist, aber nicht so auf Alleinsein steht, dem rate ich: Rucksack packen und andere Fußball-Muffel besuchen. Auf den Straßen ist es während der Spiele nämlich auch erstaunlich ruhig.

Info:

Hintergrund

Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

Weiden in der Oberpfalz20.06.2024
 
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