"Ich hätte gern eins von denen da", "Einmal eine Semmel von denen neben denen mit Körnern bitte" oder: "Bitte, äh, einmal das da, äh, das mit Camembert." Ich versuche zu variieren, das kann mir niemand vorwerfen. Aber: "Einen süßen Bert, bitte" – das wird mir ganz sicher nicht über die Lippen kommen. Tippen geht übrigens grade so, schließlich guckt grade keiner. Obwohl ich den süßen Bert ja eigentlich ganz gern habe. Am Ende verbringe ich ziemlich oft meine Mittage mit ihm. Aber bis wir beide, der Bert und ich, zusammenfinden: Das ist oft der reinste Eiertanz.
Leider muss ich sagen, bin ich auch ziemlich verklemmt, was die große Mehrheit der restlichen Backwaren angeht: Antonia Antipasti, Kaiserkrusti, Wellness-Semmerl, König-Ludwig-Laiberl, Erdbeerflügerl, Goldige... Habe ich keine Lust auf "das hier vorn" und das folgende heitere Navigieren durch die Auslage ("äh, weiter links – nee, wieder ein bisschen zurück"), bleibt mir schlicht der Zugang zu den köstlichsten Backwaren verwehrt. Schließlich gibt gefühlt jeder Bäcker, der etwas auf sich hält, seinen Semmeln und Broten ganz individuelle Namen, die "was zum Schmunzeln" sind. Und möglicherweise würde ich sogar Mitschmunzeln, müsste ich nicht direkt danach zwei Teufelskerle zum Mitnehmen bestellen. Da ist er also wieder, der Knoten in der Zunge.
Ab und an meinen es Verkäufer besonders gut mit mir und wiederholen auch noch die absurdesten Eigennamen – damit ich bei der nächsten Bestellung nicht mehr so hilflos hin- und her navigieren muss: Meine Vermeidungs-Strategie ist also nur so halb-erfolgreich. Sicherlich gibt es auch Menschen, die sich überhaupt nichts dabei denken, wenn sie zwei Vierkörnli und ein halbes Krustenmadl, geschnitten, bestellen. Ja, auch ich bin großer Fan von gutem Brot mit einer ordentlichen Kruste. Und Semmeln mit Körnern obendrauf. Aber, da halte ich es sehr traditionell: Was spricht eigentlich gegen Krustenbrot und Vierkorn-Semmel?
Ehe ich ein Vierkörnli bestelle, möge sich jedenfalls der Boden auftun und mich verschlucken. Samt dem süßen Bert. (Weil der ist echt nach meinem Geschmack: Mit Camembert und Preiselbeeren.) Trotzdem kaufe ich mir hin und wieder eine Breze. Weil's so herrlich schön einfach ist. Mahlzeit!
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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