Ich bin unterwegs zu Recherchezwecken im Waldnaabtal und sitze im Biergarten, um mich am Nachmittag mit den Besuchern in der Blockhütte zu unterhalten. Die Männerrunde bestellt Zoigl-Bier, angeheitert sind sie bereits. Ich bestelle eine Johannisbeer-Saftschorle. „Ach nein, meine Frau macht auch immer solche Dinge“, scherzt einer am Tisch, weil ich kein Bier bestelle.
Mal davon abgesehen, dass ich gerade beruflich unterwegs war und auch nicht unbedingt auf Bier stehe, kann es doch nicht sein, dass man sich wie ein Spielverderber vorkommt, wenn man nicht gleich zum Alkohol greift. Mal ehrlich, ich kann auch auf Geburtstagen, Partys oder anderen Angelegenheiten gut ohne Alkohol auskommen und muss mich dafür nicht rechtfertigen. Ich verzichte nicht komplett auf die Droge, die in Bayern ja ein besonders gutes Image hat. Aber tanzen, gesellig sein und Spaß haben, geht für mich eben auch ohne.
Bestelle ich aber im Wirtshaus ein Wasser oder Spezi ist es nicht immer leicht für mich, die Blicke und Kommentare der Menschen auszuhalten. „Komm schon, eins geht schon“ oder „Was? Du trinkst etwa nichts? Bist du etwa Fahrer?“, heißt es dann. Unangenehm wird es, wenn Frauen oder Männer mir direkt auf den Bauch glotzen und schon indirekt die Frage kommt: „Bist du etwa schwanger?“ „Nein, bin ich nicht“, will ich dann schon fast rausbrüllen. Doch eine Schwangerschaft sollte nicht der einzige Grund sein, um auch mal auf Alkohol zu verzichten, oder?
Manchmal habe ich einfach keine Lust darauf, neben mir zu stehen und will die Dinge, um mich herum wahrnehmen. Auf Festivals etwa trinke ich in Maßen, weil ich einfach die Konzerte erleben will. Schließlich kostet ja so ein Ticket nicht gerade wenig. Irgendwie bin ich auch aus dem Alter raus, um mich sinnlos zu betrinken, irgendwo herumzukugeln oder mich im schlimmsten Fall zu übergeben. Was mich zudem nervt, ist, wenn dann noch der nächste Tag komplett im Arsch ist, weil ich Kopfschmerzen habe oder einfach nichts anderes zusammenbringe. Meine Zeit ist mir für solche Dinge einfach zu wertvoll geworden. Lieber genieß ich und übertreibe es nicht. Mal ein guter Cocktail in einer Bar, ein Glas Sekt mit einer Freundin oder ein Glas Wein auf dem Balkon ist da schon mal drin. Aber dann darf eben auch mal wieder eine Zeit lang Schluss damit sein.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.
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