09.12.2021 - 13:00 Uhr

Mein Versuch als Impfluencerin

Texte über die Pandemie gibt es viele. Trotzdem kommt Autorin Kathrin Moch nicht um einen weiteren herum. Den Aufruf zum Impfen könne man schließlich nicht oft genug wiederholen, meint sie in ihrem OTon und probiert sich als Impfluencerin.

In ihrem OTon schreibt Kathrin Moch über die Corona-Impfung - und warum das gerade einfach das wichtigste Thema ist, das sie beschäftigt. Bild: Marijan Murat/dpa
In ihrem OTon schreibt Kathrin Moch über die Corona-Impfung - und warum das gerade einfach das wichtigste Thema ist, das sie beschäftigt.

79 Zeilen und 2500 Zeichen Kolumne hatte ich schon vorbereitet. Ein Bild war gesucht und Artikelverweise eingebaut. Nur noch den Infokasten einfügen. „Im OTon schreiben wir über das, was uns im Alltag begegnet, was wir gut finden und was uns ärgert.“ Ich halte inne und starre meinen Text an. Irgendetwas passt nicht, mein Gefühl stimmt nicht. Im Zweifel „kill your darlings“ hat einmal eine erfahrene Kollegin zu mir gesagt. Manchmal fällt mir das selbst nicht leicht. Ich hänge oft an meinen Textideen – auch wenn ich genau weiß, dass ich selbst sie am lustigsten finde und nicht alle sie verstehen.

Was soll's, „auf den letzten Drücker kann ich“, denke ich in einem ungewohnten Anflug von Mut. Statt „copy and paste“ war also „markieren und löschen“ angesagt. Alles auf Anfang. Morgen ist Abgabe. Ich schwitze – darauf erstmal einen Keks. Während ich mit meinem Laptop im Bett sitze und Markus Lanz im TV wieder die Beine übereinanderschlägt und die Augen zukneift als er seinem Interviewpartner eine bohrende Frage stellt, dämmert es mir, woran es lag, dass ich dieses Mal meinen alten Text so einfach verwerfen konnte. Die Pandemie. Es gibt nichts, was mich im Moment auch nur annähernd so sehr beschäftigt (und ärgert), wie die Pandemie.

Die neue Welle. Die Impfgegner. Und die Angst. Was, wenn es mich erwischt? Das Virus. Was, wenn es meine Familie erwischt? Alles rückt in den Hintergrund. Ich spiele kurz mit dem Gedanken keinen Text abzugeben und nur ein „Lasst euch impfen“ in die Spalte zu setzen. Denn gefühlt (und wahrscheinlich auch tatsächlich) wurden schon 1001 Coronatexte geschrieben. Trotzdem: Ich fühle eine innere Verpflichtung.

Nachdem das mit meiner Influencer-Karriere bei Instagram eher weniger geklappt hat, werde ich deshalb jetzt lieber Impfluencerin. Denn: Die Impfung wirkt. Und ich werde nicht müde, das zu betonen. Vor allem jedem gegenüber, der das in Zweifel zieht. Wir können uns dagegen stemmen, so tun als gäbe es die Krankheit nicht. Wir können weiter ins Kino und auf Konzerte gehen und so tun, als bekäme man unter der Maske normal Luft. Aber irgendwann holt uns die Realität ein. Spätestens, wenn dir jemand ein Stäbchen in die Nase steckt und sich gefühlt (nicht tatsächlich) bis zum Gehirn vorbohrt, fühlt sich diese Pandemie wirklich an. Oder wenn der zweite Strich auf dem Coronatest erscheint. Deshalb: Lasst euch impfen. Und uns diese Pandemie irgendwann zu Ende bringen.

OTon25.11.2021
OTon18.11.2021
Hintergrund:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet - was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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