Meine Hündin, knapp 15 Monate alt, tapst gerade mitten rein ins Leben als Erwachsene. Da werden Grenzen ausgetestet (auch nur eine einzige Pfote in der Küche ist verboten, räusper) und ab und zu muss auch ein bisschen überschüssige Energie raus aus dem System (ob nun bei siebentausend Runden rund um ein und denselben Zwetschgenbaum oder beim Kauen an Frauchens Buch, wenn eben grade nichts besseres kaubares herumliegt). Manchmal bilde ich mir ein, man könne ihr die Hormone, die ab und an zwischen ihren Gehirnzellen eine kleine Party feiern, richtiggehend ansehen – und muss an meine eigene Teenie-Zeit zurückdenken.
Es war eine Zeit, zunächst dominiert von lila Schlaghosen mit Schlangenprint, später von Spaghettiträgern, Skinny Jeans und einer ganzen Menge Haarspangen. Das "Uh-Oh"-Geräusch, das eine neue ICQ-Nachricht ankündigte, werde ich wohl nie vergessen – ebenfalls eingebrannt in mein Gehirn: O-Zone waren mit ihrem Hit "Dragostea din tei" geschlagene 14 Wochen auf Platz 1 der Charts: Ma-ia-hii, ma-ia-huu, Ma-ia-hoo, ma-ia-haa...
Ach, die 2000er. Wir brannten unsere Lieblingslieder auf CD und verbrachten Stunden damit, die richtige Reihenfolge zu finden. Wir starrten in Verzückung eine halbe Ewigkeit auf denselben StudiVZ-Startbildschirm, wenn uns unser Schwarm "gegruschelt" hatte – bis heute bin ich mir nicht so sicher, was zum Teufel das eigentlich bedeuten sollte, aber zu einer Zeit, in der wir versuchten, unsere Identität über VZ-Gruppen wie "Ich leb in meiner eigenen Welt. Das ist okay, man kennt mich dort", "Wir sind nicht peinlich... ihr seid nur unlustig" zu definieren, schien das unglaublich wichtig zu sein.
Und wenn ich an die Stunden denke, die ich mit meiner besten Freundin auf dem Spielplatz verbracht habe, von dem aus man gleichzeitig schaukeln und die Tür des Hauses beobachten konnte, wo jener Typ wohnte, den sie gut fand – nur um dann, sollte er tatsächlich aus der Tür kommen, fluchtartig das Weite zu suchen – nehme ich es meiner Hündin auf einmal viel weniger krumm, wenn sie zum zehnten Mal an diesem einen Grasbüschel schnuppern möchte, an das vor zwei Stunden irgendein – ganz offensichtlich megaspannender – Rüde gepinkelt hat.
Hintergrund
Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.















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