Weiden in der Oberpfalz
29.02.2024 - 08:00 Uhr

OTon: Über Träume, Traumziele und Eimer

In einer "Bucket-List" häufen Menschen gedanklich ihre Wünsche und Ziele an. Etwa Reisen, Konzerte oder Erlebnisse, die sie unbedingt machen wollen. Florian Bindl hat keine "Bucket-List". Glaubt er jedenfalls. Träume aber? Das schon.

Manche Menschen häufen eimerweise Träume an und arbeiten ihre "Bucket-Lists" ab. Muss nicht sein, findet Florian Bindl. Symbolbild: Ingo Wagner/dpa
Manche Menschen häufen eimerweise Träume an und arbeiten ihre "Bucket-Lists" ab. Muss nicht sein, findet Florian Bindl.

Bestimmt kennen Sie das Kinderspiel "Ich packe meinen Koffer". Reihum packen die Mitspieler gedanklich Gegenstände ein. Wer sich die lange Wortschlange am besten merken konnte, gewinnt. Heute scheint es, als sei eine neue Variante populär. Ich packe meine Bucket-List. Man spielt es alleine und stopft in den persönlichen Bucket, so viel das pralle Leben aushält in so kurzer Zeit wie möglich. "Bucket" ist Englisch für Eimer oder Kübel.

Oftmals taucht der Begriff in Sätzen auf wie: "Voll geil, das hab' ich schon eeeeewig auf meiner Bucket-List." Es geht um Erlebnisse oder Erfahrungen, die jemand unbedingt machen möchte. Lebensträume, nur verbunden mit einem Arbeitsauftrag. Eine Bucket-List wird nicht nur gepflegt und bei Bedarf erweitert, sie wird "abgearbeitet". Sie macht das Leben zur Einkaufs-Tour samt Zettel. Was brauchen wir? Links im Regal, die Hawaii-Reise, greif zu! Da, ein Fallschirmsprung, muss man machen. Eine Kreuzfahrt durch die Karibik? Auf jeden Fall. Umweltschäden? Ausbeutung? Pfeif' drauf, steht schon eeeewig auf der Liste. Und so günstig.

Schluss mit dem Sarkasmus. Ich ringe ja selbst mit mir, ob ich so eine Liste habe oder nicht. Als Kind hätte ich mir nichts Schöneres ausmalen können als einen vielwöchigen Urlaub auf den Malediven. Die weißen Strände und das türkisfarbene Wasser, das Ganz-weit-weg-Gefühl. Diese Sehnsucht packt mich jetzt kaum mehr. Ein anderer Traum: Eine Dauerkarte für den 1. FC Nürnberg. Wow, jeden zweiten Samstag im Stadion, Bratwurstgeruch unter der Nase, Adrenalin im Blut. Heute sage ich: Den Frust kann ich mir sparen. Es mag am Verein liegen ...

Wenn ich ehrlich bin, habe ich kaum materielle Wünsche. Klar, das AC/DC-Konzert im Sommer wird bestimmt höllisch gut. Vielleicht möchte ich bald nach Neuseeland, die Kulissen der Herr-der-Ringe-Trilogie sehen. Kurzurlaub in Paris, schöne Stadt! Aber nichts davon ist ein Muss. Etwas, auf das ich zu meinem Lebensglück nicht verzichten könnte. Nichts für eine ehrliche Bucket-List. Wenn ich so eine hätte, es stünden andere Wünsche drauf. Keiner davon lässt sich kaufen oder mit Zug und Flug erreichen. Nicht einmal mit Rakete. Mancher bleibt vielleicht unerfüllt.

Womöglich ist das in Ordnung. Sogar gut. John Lennon hatte recht. "Life ist what happens to you while you´re busy making other plans."

Oberpfalz22.02.2024
Hintergrund :

OTon

    Wir sind junge Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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