Vor einigen Jahren hat eine US-amerikanische Analytik-Firma berechnet, wie wie Zeit der durchschnittliche Amerikaner in seinem Leben in Warteschleifen verbringt. Sie kamen auf 43 Tage. Gehen wir mal davon aus, diese Zahl ließe sich auf den Durchschnitts-Oberpfälzer übertragen: Man möchte sich doch gar nicht vorstellen, was man in diesen 43 Tagen geschenkter Lebenszeit alles sinnvolles erledigen könnte: Einmal überpünktlich die Steuererklärung abgeben, mehr Bücher lesen, mehr Zeit mit lieben Menschen verbringen, sich ehrenamtlich engagieren oder endlich mal den Flur putzen.
Stattdessen starre ich gerade mal wieder genervt aus dem Fenster, während mir dieselbe überfreundliche Stimme seit einer halben Stunde erzählen will, dass der nächste verfügbare Mitarbeiter ganz sicher gleich mit mir sprechen wird. Ich würde das Telefon ja kurz hinlegen und schnell die Spülmaschine ausräumen, aber ich traue mich wetten, genau dann hat der nächste Mitarbeiter zufälligerweise gerade Zeit für mich.
Auch beruflich habe ich schon Stunden in Warteschleifen verbracht. Wurde hin- und herverbunden, weil eigentlich keiner so recht mit mir sprechen wollte, habe mir Gepfeife, Klaviergeklimper oder das übliche "Düdüdüdü – wir sind gleich für Sie da" angehört. Was dabei definitiv nicht hilfreich ist: Ich wohne in einem Teilzeit-Funkloch. Es gibt Tage, an denen das Netz sich selbst übertrifft. Aber manchmal ist es einfach weg. Plötzlich komplett abgetaucht. Was für mich in der Warteschleife bedeutet: Noch. Einmal. Alles. Von. Vorne.
An zwei Warteschleifen-Erlebnisse erinnere ich mich noch besonders gut: Einmal die Warteschleife bei einem Oberpfälzer Arzt, von dem ich eine Info zu einem Mediziner-Streik einholte – und die Ansage auf Band sich alle 40 Sekunden so anhörte, als hätte gerade tatsächlich jemand abgenommen. Naja, reden wir nicht weiter darüber, sagen wir: Ich habe mich dem Band während der Wartezeit doch recht häufig vorgestellt. Und, einer der Höhepunkte meiner Warteschleifen-Momente: Der Anwalt aus der Oberpfalz, bei dem "Ne Leiche" von SDP als Warteschleifen-Musik zu hören ist. Für alle, denen das nichts sagt, hier ein kleiner Ausschnitt des Textes: "Scheiße, in meinem Keller liegt 'ne Leiche, ich bin's nicht gewesen, doch ich kann es nicht beweisen. Scheiße, überall ist Blut, doch ich hab es nicht getan. Wie werde ich sie los, hat da jemand einen Plan?"
Wenigstens habe ich jetzt einen Ohrwurm und ertrage das "Düdüdüdü" leichter. Der nächste freie Mitarbeiter ist sicher gleich für mich da.
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