04.05.2023 - 06:00 Uhr

Wovon Reporter wirklich träumen

Journalist sein ist kein Wunschkonzert. Wenn sich Florian Bindl aber wünschen könnte, wen er einmal interviewen darf, wird es kompliziert. Der eine ist schon tot, die andere war in Hogwarts. Übrig bleibt Bayerns versiertester Grantler.

Florian Bindl am Mikrofon. Bild: Alexander Unger
Florian Bindl am Mikrofon.

Manchmal habe ich als Journalist Termine oder Themen, bei denen würde ich lieber den Kugelschreiber in die Ecke pfeffern und auf Hawaii ... hmmm ... als Journalist arbeiten. Verdammt. Es ist eben mein Traumjob.

Ob Honolulu oder Halmesricht: Das schönste am Journalistendasein sind faszinierende Gesprächspartner. Was alles denkbar wäre, wenn ich jeden Menschen, der jemals gelebt hat, befragen dürfte ...

So geht es vermutlich allen Journalisten. Auch hier bei Oberpfalz-Medien. Eine Kollegin, da bin ich mir sicher, würde „Angels“ singend die Fluten des Ärmelkanals teilen und zu Fuß nach England pilgern für ein Gespräch mit Robbie Williams. Einem Kollegen traue ich wiederum die ein oder andere Missetat zu, damit er mit Quentin Tarantino über die Feinheiten des Filmgeschäfts plaudern dürfte. Meine Quellen belegen das. Ich drücke die Daumen.

Bei mir ist das etwas kompliziert. Aus dem Bauch heraus würde ich gern mal durch den New Yorker Central Park mit John Lennon schlendern. „Mr. Lennon, ich hätte da ein, zwei Fragen, zum Weltfrieden und so.“ Ob Lennon in den Himmel gekommen ist, und wir uns dort sähen? Er hegte ja wohlbegründete Zweifel an dessen Existenz. „Imagine“, Sie wissen schon.

Okay, also Lennon ist raus. Vielleicht jemand in meinem Alter? Der, was nicht schaden kann, noch lebt? Jemand Cooles, fast so cool wie Lennon – Emma Watson vielleicht. Die ist intelligent, cool, engagiert, most britishly höflich und, sorry, absolut mein Typ. Ich find’ die bezaubernd. Also Hermine. Und Emma auch. Ich glaube ja, dass die ein und dieselbe Person sind. Emma Watson hat nur ihren Hogwarts-Brief noch nicht bekommen. Das wäre Frage eins. Aber Frau Watson ist beschäftigt, so als UN-Botschafterin für Muggel-Angelegenheiten.

Schätze, ich sollte kleinere Brötchen backen. In Bayern gibt’s doch auch coole Typen. Jemanden, mit dem man gemütlich im Biergarten sitzen und sich eine Halbe komponieren kann. Ha! Gerhard Polt! Des war’ a Mords-Gaudi. Vom Stuhlbein in der Geisterbahn über die saubere Mai Ling bis hin zum Schleim im erdbebensicheren Gebiet samt grüßendem Maikäfer – den Polt kann ich auswendig. Als coolen Typen würde er sich bestimmt nicht bezeichnen. Das ginge haarscharf an seiner Intoleranz vorbei.

Bloß: Polt ist jetzt über 80 Jahre alt. Die Zeit, man verzeihe den Hinweis, drängt etwas. Und er hat, nach allem was man weiß, auch noch keine Sitzplatzreservierung im Himmel. Brauchts’s des Interview? Ja, des brauchts’s!

Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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