Regensburg
14.04.2020 - 10:29 Uhr

Gerwin Eisenhauer und die Coronakrise: Für Miete und Miracoli reicht es

Die Coronakrise hat auch den Kulturbetrieb kalt erwischt. In einer Serie fragt die Kulturredaktion bei Künstlern aus der Region nach, wie sie mit der schwierigen Situation fertig werden. Diesmal: Gerwin Eisenhauer, Musiker, Regensburg.

Gerwin Eisenhauer Bild: Uli Zrenner-Wolkenstein/exb
Gerwin Eisenhauer

Unterrichten kann der gebürtige Weidener Schlagzeuger, Dozent am MusicCollege Regensburg und Honorarprofessor an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik im Moment nur via Internet, die Konzert-Termine mit seinem renommierten „Trio Elf“ sind weit nach hinten verschoben. Die unverhofft freie Zeit nutzt Gerwin Eisenhauer, um ausgiebig zu üben, zu lesen und an einem Theaterstück zu arbeiten.

ONETZ: Herr Eisenhauer, wo erreiche ich Sie gerade?

Gerwin Eisenhauer: Zuhause natürlich!

ONETZ: Als Honorarprofessor an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik und freischaffender Jazz-Musiker treffen Sie die angeordneten Corona-Maßnahmen doppelt. Wie geht es Ihnen in dieser schwierigen Situation?

Ich versuche, soweit möglich, das Beste draus zu machen. Natürlich wurden jetzt sämtliche Konzerte und auch die Theateraufführungen abgesagt und Unterricht gebe ich nur per E-Mail, Facetime und Skype, andererseits habe ich Zeit viel zu üben, mal ein Buch zur Hand zu nehmen oder mal eine Partie Schach mit meinem Sohn zu spielen. Durch meine Professur und meine Arbeit als Dozent am MusicCollege Regensburg bin ich wirtschaftlich zumindest so abgesichert, dass es für die Miete, eine Packung Miracoli und genügend Klopapier reicht.

ONETZ: Die Termine im Kalender Ihrer Formation „Trio Elf“ stehen ja schon seit Monaten, wenn nicht noch länger, fest. Wie viel Spielraum bleibt Ihnen jetzt für spontane Verschiebungen oder Nachholkonzerte?

Einige Konzerte wurden bereits in den Winter oder sogar ins nächste Jahr gelegt. Manche sogar ins Jahr 2022. Natürlich ist es nicht einfach, zumal ja der Herbst 2020 auch bereits gut gebucht war und man ein Konzert dann nicht einfach 3 oder 6 Monate weiterschieben kann, weil da eben schon ein anderes ist. Das muss dann manchmal schon viel weiter nach hinten. Leider. Ziemlich sicher werden manche Konzerte einfach ersatzlos ausfallen.

ONETZ: Wie groß sind Ihre Sorgen, wenn Sie einen Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise werfen?

Ich glaube, dass es sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich eine große Herausforderung, wenn nicht gar eine Zerreißprobe darstellt. Und es ist eine Krise, die alle Staaten der Welt zur Zusammenarbeit und die Menschen zu vernünftigem und verantwortungsvollem Handeln bringen sollte. Dem Coronavirus sind Grenzen nämlich relativ egal, wie wir alle feststellen mussten. Und wenn ein Donald Trump versucht, einen Impfstoff ausschließlich für die USA zu erwerben und Corona ein „foreign virus“ nennt, dann zeigt dies nicht nur sehr genau den Charakter dieses Mannes sondern auch, dass er eigentlich überhaupt nichts kapiert hat. So etwas macht mir im Endeffekt am meisten Sorgen.

ONETZ: Und womit vertreiben Sie sich jetzt die Zeit während der erzwungenen Häuslichkeit?

Ich übe zu Hause am Schlagzeug Sachen, die sonst bei mir viel zu kurz kommen. Dann arbeite ich gerade an einem Theaterstück nach einem Film des spanischen Regisseurs Josue Ramos, das, hoffentlich, nächstes Jahr im Regensburger Turmtheater Premiere haben wird. Ein Thriller mit dem Titel: „Unter der Rose“, den ich vor zwei Jahren auf dem Hardline Filmfestival gesehen habe. Dazwischen gehe ich mit dem Hund spazieren, lese ein Buch, arbeite mit den Studenten online und trinke abends mit meiner Frau ein Gläschen Wein oder zwei und wir kochen zusammen. Und heute Abend schauen wir uns den „Joker“ auf I-Tunes an!

 
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