Amberg
22.11.2019 - 14:27 Uhr

Abenteuer Berge

Überleben! So einen Titel kann nicht jeder für seine Vorträge nutzen. Wenn überhaupt, dann Reinhold Messner. Im Amberger Kongresszentrum spricht er vom "Überleben", "Über Leben" und wie er der Maxime "Üb Erleben!" gefolgt ist

Üb Erleben,. Überleben. Üb Erleben- so ist der zweisündige Vortrag von Reinhold Messner im ACC überschrieben. Bild: chl
Üb Erleben,. Überleben. Üb Erleben- so ist der zweisündige Vortrag von Reinhold Messner im ACC überschrieben.

Der zweistündige Vortrag von Reinhold Messner ist nicht mehr und nicht weniger als eine Rückschau über sein eigenes Leben. Ein Leben, in dem der Südtiroler einiges vollbracht hat. Vieles von dem hat Einzug ins Allgemeinwissen gefunden- er war der erste Besteiger des Mount Everest ohne Sauerstoffgerät und hat als Erster alle 14 Achttausender bezwungen. Vieles wurde lange Zeit kontrovers diskutiert, wie seine Rolle bei der 1970er Nanga-Parpat-Expedition, bei der er seinen Bruder auf tragische Weise verlor oder sein Umgang mit Weggefährten. Einiges davon thematisiert der charismatische Abenteurer auch an diesem Abend.

Mit imposanten Bild und Filmaufnahmen nahm Reinhold Messner das Publikum jedoch zunächst mit in die Anfänge seiner Kletterei in den Dolomiten. Viele Erstbesteigungen von heute legendären Routen gehen auf sein Konto und so erlangte der Alpinist frühen Ruhm in der Bergszene.

Messner berichtet über die Geschichte des Alpinismus und dessen Wandel. Von den frühen Erstbegehungen zu Beginn des 19. Jahrhundert bis zur heutigen Form - des völligen Verzichts auf Hilfsmittel. Nicht nur an dieser Stelle kommt auch der Politiker und Umweltschützer durch. Reinhold Messner war für eine Legislaturperiode Mitglied des Europaparlaments. „Pisten Alpinismus“ nennt er das, was heute speziell am Mount Everest passiert. „Man braucht zwei Stunden um dort einmal das Basislager zu durchqueren!“. Wanderpisten auf den höchsten Punkt der Erde werden alljährlich für das zahlungskräftige Klientel gebaut. Immer wieder kommt der Autor dabei auch auf sein Engagement für den Lebensraum Berg zu sprechen.

Insgesamt unterteilt der Weltenbürger, wie er sich bezeichnet, den Abend und somit den Rückblick auf sein Leben in verschieden Phasen. Nach den Anfängen in seiner Heimat durften die großen Besteigungen in seinem Programm nicht fehlen. Noch einmal lässt er die Ereignisse von 1970 am Nanga Parpat Revue passieren, auch wie 2005 die sterblichen Überreste seines Bruders Günther vom Eis freigegeben wurden.

Messner ist ein Getriebener. Er bezeichnet sich selbst als „Horizontsüchtigen“. Aus dieser Warte heraus ist es verständlich, dass er es mit der Besteigung der höchsten Berge nicht bewenden lassen kann. Er durchquerte Wüsten und folgte dem Polarforscher Ernest Shackleton um zu vollenden, was dieser nicht schaffte - die Durchquerung der Antarktis.

Daneben folgt der Abend auch dem Kreis des Lebens. Reinhold Messner läutet den letzten Teil damit ein, wie er dem Publikum vom Ritual einer Himmelsbestattung im Himalaya berichtet. Indem er im folgenden davon erzählt, wie er mit seinem Sohn die Berge seiner Heimat begeht, die, die er einst erstbestieg, schließt sich der Kreis.

An diesem Abend wird deutlich, dass der inzwischen 75- jährige Messner seine Geschichte ordnet, dass er retrospektiv die Abschnitte seines Lebens in einen Kontext setzt. Es fühlt sich an, als ob er nachträglich einen Plan über sein Leben stülpt. Das muss er nicht! Alles was er getan hat spricht für sich. Er ist ein Großer des Alpinismus. Vielleicht der Größte. Das weiß das Amberger Publikum und honoriert es ihm mit großem Applaus.

Messner ACC Bild: chl
Messner ACC
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Messner ACC
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Messner hat zwei seiner Brüder verloren. Günther kam 1970 bei einer gemeinsamen Expedition zum Nanga Parpat ums Leben. Sein anderer Bruder Siegfried (im Bild) kam ebenfalls beim Klettern zu Tode Bild: chl
Messner hat zwei seiner Brüder verloren. Günther kam 1970 bei einer gemeinsamen Expedition zum Nanga Parpat ums Leben. Sein anderer Bruder Siegfried (im Bild) kam ebenfalls beim Klettern zu Tode
 
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