Amberg
20.12.2019 - 16:22 Uhr

Anlegervereinigung: Ehemalige Grammer-Chefs machen sich "aus dem Staub"

Beim Autozulieferer hat im Herbst 2018 die komplette Führungsriege nach Übernahme durch den chinesischen Investor Ningbo Jifeng ihre Posten geräumt. Jetzt kommt Kritik an diesem Rückzug von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

An der ehemaligen Führungsriege der Grammer AG wird Kritik laut. Symbolbild: Petra Hartl
An der ehemaligen Führungsriege der Grammer AG wird Kritik laut.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat die Rolle der früheren Unternehmensleitung beim Amberger Kfz-Zulieferer Grammer AG scharf kritisiert. Es mache "sprachlos", wie sich die Vorstände bei ihrem vorzeitigen Ausscheiden nach dem Wechsel des Hauptanteilseigners "gegen eine üppige Abfindung aus dem Staub gemacht" hätten, erklärte SdK-Rechtsvorstand Markus Kienle auf der Jahrespressekonferenz des Aktionärsschützervereins in München. So hätten die Vorstände die eigentlich für feindliche Übernahmen gedachte "Change of Control"-Klausel für sich angewandt, obwohl der neue Investor ihr Wunschpartner gewesen sei. Kienle sprach von einem "klassischen Missbrauch" der Klausel. Aus Sicht der SdK sei das Verhalten der Ex-Vorstände im Reigen der kleinen und großen Wirtschaftsskandale das "Kabinettstückchen des Jahres 2019" gewesen.

Als größtes Risiko für die Kapitalmärkte wertete SdK-Vorstandschef Daniel Bauer die Entwicklung bei den Banken. Vor allem Deutsche Bank und Commerzbank kämen trotz regelmäßig angekündigter Umstrukturierungsprogramme nicht auf die Beine, was sich in historischen Tiefstständen ihrer Aktienkurse zeige. Als aktuelles Warnsignal wertete Bauer die Lage bei italienischen Banken. Dort habe erst vor wenigen Tagen die Regierung in Rom die Banca Popolare di Bari mit einer Finanzspritze in Höhe 900 Millionen Euro vor der Pleite retten müssen.

Die SdK feierte heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Sie vertritt seit 1959 Kleinaktionäre auf Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen, berät ihre inzwischen rund 5000 Mitglieder bei Fragen zur Kapitalanlage und vertritt deren Interessen gegenüber den Firmenleitungen. "Leider kommen die Leute oft erst zu uns, wenn es schon zu spät ist", sagte Bauer. Um das Wissen der Bürger über die Finanz- und Aktienmärkte zu verbessern, forderte Bauer eine umfassendere "finanzielle Bildung" an den Schulen. Nur so könnten Aktien für breitere Bevölkerungskreise ein Weg zur Vermögensbildung und -sicherung werden. Bei langfristigen Engagements könnten Aktien zudem einen Beitrag zur Altersvorsorge leisten.

 
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