Bislang ist der Amberger Ableger von Fridays for Future in erster Linie mit lautstarkem Protest und Hunderten Demonstranten aufgefallen. Dass Klima-Streik auch anders aussehen kann, haben die Mitglieder des Orga-Teams rund um Corinna Schuhbauer (20) am Freitag auf dem Amberger Marktplatz gezeigt. Sie haben einen rund eineinhalb Meter großen, recht zierlichen, verkümmerten und mit Info-Plakaten versehenen Christbaum aufgestellt. Thema der Aktion: Weihnachten 2045 – Der Weihnachtsbaum der Zukunft.
„Die Aktion ist nicht wie ein normaler Streik gedacht, bei dem wir in Massen durch die Stadt ziehen. Sie soll eher zum Nachdenken anregen", erklärt Schuhbauer und fügt an: „Der Baum soll für sich selber sprechen“. Das vertrocknete Bäumchen im Sonnenschein sollte zeigen, wie Weihnachten künftig im Zeichen der Klimakrise aussehen könnte.
In der Tat gab es bei der Aktion dieses Mal keinerlei Vorträge. Diverse Plakate mit Statistiken schmückten den Baum. So wurde beispielsweise gezeigt, dass in vergangenen Jahren die Anzahl der weißen Tage in der Weihnachtszeit stark zurückgegangen ist. Zwischen 1939 und 1965 erlebten die Amberger noch 17 Mal weiße Weihnachten, wohingegen zwischen 1990 und 2019 nur noch sechs Mal Schnee an Weihnachten lag. Das hängt selbstverständlich mit der Klimakrise zusammen. Während die Höchsttemperatur zwischen 1961 und 1990 an Heiligabend noch bei 1,3 Grad lag, stieg sie zwischen 1994 und 2023 auf 4,5 Grad. „Die Initiative liegt beim Bürger“, sagte Schuhbauer. Den Teilnehmern wurde die Aufgabe erteilt, selbst einen Diskurs zu starten. Die Aktivisten drängten sich den Leuten, die vorbeikamen, nicht auf, sondern warteten darauf, angesprochen zu werden, was dann auch zügig geschah.
Für die Aktion der Klima-Aktivisten kam übrigens kein Baum zu Schaden. Beim Klima-Baum handelte es sich um einen alten, ausrangierten, längst vertrockneten Weihnachtsbaum, der noch einmal einem zweiten Zweck zugeführt werden sollte und, wie die Organisatoren versichern, danach zu Brennholz verarbeitet wird.
Das gesellschaftliche Klima ist rauer geworden. Klimaaktivisten bläst zuweilen rauer Wind ins Gesicht. "Man merkt schon, dass allgemein mehr negative Reaktionen kommen", erklärte Schuhbauer. Viele Aktivisten seien in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Pöbeleien ausgesetzt. In Amberg aber sei das zum Glück bislang nicht der Fall.
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