Der Spitzenverband des bayerischen Handwerks rechnet nicht mit einem baldigen Sinken der zuletzt stark gestiegenen Preise für Handwerkerleistungen. Engpässe beim Materialnachschub habe die Beschaffungskosten steigen lassen, dazu kämen die hohen Energiepreise, erklärte der Präsident des Handwerkstags (BHT), Franz Xaver Peteranderl, in München. Vor allem bei den Baupreisen, die im Vergleich zum Vorjahr schon jetzt um rund neun Prozent gestiegen seien, gebe es kaum Aussicht auf Entspannung. Wichtige Materialien wie Baustahl seien bislang überwiegend aus Russland, Belarus und der Ukraine gekommen. Lieferungen von dort könnten wegen des Krieges und der EU-Sanktionen langfristig ausfallen.
Trotz der gestiegenen Preise für Handwerkerleistungen verbessere sich die Ertragslage nicht. Das für heuer wegen guter Auftragsbestände prognostizierte Umsatzplus von sieben Prozent im bayerischen Handwerk werde voraussichtlich fast vollständig von der Inflation aufgezehrt. "Mit den erhöhten Preisen für die Verbraucher verdient sich kein Handwerker eine goldene Nase", sagte Peteranderl. Zudem könnten die gestiegenen Kosten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden, um Aufträge nicht zu gefährden. Dies schlage zunehmend auf die Betriebsergebnisse durch. Grundsätzlich stecke gerade im Bau gerade viel Potenzial, doch bildeten Materialengpässe und anziehende Zinsen ein "toxisches Gemisch, das den Bau mittelfristig empfindlich treffen könnte". Vor diesem Hintergrund begrüßte Peteranderl die vom Bund beschlossene Senkung der Energiesteuern. Die Reduzierung für drei Monate sei für eine echte Linderung aber zu kurz. Die Betriebe bräuchten einen "längerfristige Entlastung".
Getrübt wird die grundsätzlich positive Stimmung im Handwerk auch vom wachsenden Fachkräftemangel. Wie BHT-Hauptgeschäftsführer Frank Hüpers mitteilte, fehlten im bayerischen Handwerk derzeit 19.000 Fachkräfte. Besonders betroffen seien die Bau- und Ausbauberufe, das Kfz- und das Lebensmittelhandwerk sowie der Metallbau. Mit Blick auf die nötige Wohnbauoffensive sowie Maßnahmen gegen den Klimawandel seien das keine guten Vorzeichen. "Die Energiewende ist ohne das Handwerk nicht zu bewältigen", sagte Hüpers. Er appellierte an die Betriebe, die Ausbildungsquote weiter zu erhöhen, und sprach sich für die gezielte Anwerbung von Abiturienten für das Handwerk aus. Zudem werde neben der Qualifizierung nach Bayern Geflüchteter auch die gezielte Anwerbung von Fachleuten aus dem Ausland erforderlich sein.













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