(dpa) Der bayerischen SPD stehen unruhige Monate bevor: Nach der Ankündigung von Landeschefin Natascha Kohnen, 2021 nicht mehr bei der Wahl für ihren Posten kandidieren zu wollen, droht den Sozialdemokraten zum Einstieg in das Bundestagswahljahr ein monatelanger und kräftezehrender Schaulauf um die Nachfolge. Sollte es die Coronakrise zulassen, peilen die Genossen die Neuwahl auf einem Parteitag im März an. Sollte die Infektionslage weiter angespannt bleiben, könnte sich Kohnens Amtszeit noch verlängern.
Jüngeren Platz machen
"Für den Vorsitz der Bayern-SPD werde ich beim Landesparteitag im nächsten Jahr nicht mehr antreten, denn es ist in meinen Augen Zeit, dass mehr Jüngere die Verantwortung an der Spitze übernehmen", sagte Kohnen (53) am Samstag in München. Zuvor hatte sie die gleichen Worte am Ende einer Sitzung des SPD-Landesvorstands auch an ihre Parteifreunde gerichtet.
In den kommenden Monaten müssen in der Bayern SPD aber nicht nur Personalfragen beantwortet werden - auch hinsichtlich der von Kohnen angestoßenen Organisationsstruktur sind noch viele Fragen offen. Wie im Bund soll auch bei der Bayern-SPD künftig eine Doppelspitze möglich sein, die Parteiarbeit soll überall digital ablaufen können. Zudem sollen die Spitzengremien verkleinert werden.
In Umfragen dümpelt die Partei in Bayern seit Monaten um die acht Prozent. Schon die 9,7 Prozent bei der Landtagswahl 2018 mit Kohnen als Spitzenkandidatin waren ein historisch schlechtes Ergebnis. Obwohl seit Kohnens Erfolg beim Mitgliederentscheid 2017 niemand öffentlich Ambitionen auf den Posten kundgetan hat, ist es jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Kandidaten und Kandidatenteams aus der Deckung kommen dürften.
Mehrere Pleiten
Kohnen ist seit Mai 2017 Vorsitzende der bayerischen SPD. In ihrer Amtszeit mussten die Sozialdemokraten im Freistaat viele Niederlagen verkraften. Insbesondere seit der Pleite bei der Landtagswahl 2018 war Kohnen in der Partei durchaus umstritten. Auch bei der Europawahl und bei der Kommunalwahl musste die SPD in den vergangenen Jahren schmerzhafte Pleiten hinnehmen. Kohnen ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und lebt in Neubiberg unweit ihrer Geburtsstadt München. Von 2009 bis 2017 war sie Generalsekretärin im Landesverband.
Ihr Nachfolger als Generalsekretär, der Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch aus Waidhaus (Kreis Neustadt/WN) danket Kohnen für die geleistete Arbeit. Über mögliche eigene Ambitionen auf den Vorsitz wollte Grötsch (45) nicht reden. Entscheidend sei das Votum der Delegierten auf dem Parteitag.
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