Bayern
09.04.2021 - 11:16 Uhr

Kultusminister Piazolo: Lehrer sollen Selbsttests an Schulen beaufsichtigen

Trotz Kritik von Lehrerverbänden und aus der Opposition hält Kultusminister Michael Piazolo an der Testpflicht an den Schulen fest. Er sieht darin eine Chance, bald auch in Regionen mit hoher Inzidenz mehr Unterricht zu ermöglichen.

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Bild: Sven Hoppe/dpa
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).

An den Schulen in Bayern gilt nach den Osterferien eine allgemeine, von der örtlichen Inzidenz unabhängige Corona-Testpflicht. "Ab Montag können nur noch Schülerinnen und Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen, die einen negativen Test vorweisen können", erklärte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag in München. Die Tests seien "eine Art Eintrittskarte" für den Präsenzunterricht. Gleiches gilt auch für Schulkinder in der Notbetreuung. Vorgeschrieben sind mindestens zwei Tests pro Woche. Die Testpflicht gilt auch für Lehrkräfte und anderes an der Schule tätiges Personal.

Um ein negatives Testergebnis vorzuweisen, gibt es laut Piazolo drei Möglichkeiten: Ein vor Unterrichtsbeginn an der Schule unter Aufsicht der Lehrkräfte durchgeführter Selbsttest, ein an einem Testzentrum durchgeführter PCR-Test oder ein durch medizinisch geschultes Personal in Hausarztpraxen, Testzentren oder Apotheken durchgeführter POC-Antigenschnelltest. Die PCR- und POC-Tests dürfen dabei in Regionen mit einer Inzidenz von unter 100 nicht älter als 48 Stunden, in Regionen mit einer Inzidenz über 100 nicht älter als 24 Stunden sein. Ein zu Hause durchgeführter Selbsttest wird nicht anerkannt.

Die Schulen sind laut Piazolo über die Osterferien mit ausreichend Selbsttests ausgestattet worden. Diese sollen nun im Regelfall im Klassenzimmer von den Schülerinnen und Schülern selbst vorgenommen werden. "Diese Tests sind leicht, ohne Risiko und ohne Schmerzen durchzuführen", betonte Piazolo. Zur Information könne auf der Internet-Seite des Kultusministeriums ein Erklär-Video abgerufen werden. Zudem stünden die Lehrkräfte für Erläuterungen bereit. Es bestehe kein Grund, vor den Selbsttests Angst zu haben.

Piazolo erklärte, die Testpflicht sei Teil eines vier Punkte umfassenden Sicherheitsnetzes für die Schulen. Neben den Hygienekonzepten mit der weiterhin geltenden Maskenpflicht umfasse dieses den weitgehenden Übergang zum Distanzunterricht bei Inzidenzen über 100 sowie die Impfkampagne für Lehrkräfte. "Das regelmäßige Testen ist die riesige Chance, Präsenz- und Wechselunterricht so weit wie möglich aufrechtzuerhalten", sagte Piazolo. Vielleicht gelinge es mit den Tests auch, Schüler in Regionen mit hohen Inzidenzwerten wieder vermehrt in die Schulen zu bringen.

Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (ABL) erneuerte ihre Kritik am Konzept der Staatsregierung. Grundsätzlich sei die Testpflicht richtig, doch müsse sie außerhalb der Schulen umgesetzt werden. "Klassenzimmer sind keine Testzentren, sie sind Schutzräume und stehen für Sicherheit und Geborgenheit", erklärte ABL-Vorstandsmitglied Walburga Krefting. Die Tests müssten von Fachpersonal oder den Eltern beaufsichtigt werden. Dem schloss sich SPD-Fraktionschef Horst Arnold unter Verweis auf eine neue Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts zur Gefährlichkeit der britischen Virus-Mutante an. Nach Arnolds Lesart könnten erst an den Schulen durchgeführte Tests schon bei einem positiven Fall zu einem massenhaften Anstieg der Quarantänefälle führen. Die AfD lehnte die Testpflicht als "sinnlos" und vermutlich rechtswidrig ab.

Piazolo äußerte Verständnis für die Reaktion der Lehrerverbände auf die Testpflicht an den Schulen, da die Lehrkräfte im Zuge der Pandemie bereits zahlreiche Herausforderungen hätten bewältigen müssen. Bedenken habe es aber auch schon bei der Einführung der Maskenpflicht gegeben. Deren Umsetzung laufe inzwischen problemlos. "Ich bin der festen Überzeugung, dass sich auch die Testpflicht einspielen wird", gab er sich zuversichtlich. Von dieser abrücken will Piazolo nicht. "Es kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen", sagte er. Dies sei nur gewährleistet, wenn ein amtlich zertifiziertes Testergebnis vorgelegt oder ein Selbsttest unter Aufsicht an der Schule durchgeführt werde.

Bayern09.04.2021
Hintergrund:

Lage in der Oberpfalz

In der Oberpfalz beginnt der Unterricht am Montag für die meisten Schüler im Distanzunterricht zu Hause. Grund dafür ist der in fast allen Städten und Landkreisen zum Stichtag am Freitag hohe Inzidenzwert von über 100. In diesen Regionen findet Unterricht an den Schulen - wie bisher - nur für die Abschlussklassen sowie neu für die 11. Klassen an Gymnasien und Fachoberschulen und die 4. Klassen an den Grundschulen statt. Lediglich im Landkreis Neumarkt liegt die Inzidenz derzeit unter 100. Dort ist für alle Jahrgangsstufen Präsenz- oder Wechselunterricht möglich. In jedem Fall gilt: Die Teilnahme am Unterricht ist nur mit negativem Corona-Test möglich.

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