Mit einer Beschleunigung der ohnehin geplanten Hightech-Agenda und der Aufstockung der dafür vorgesehenen Mittel von zwei auf 2,9 Milliarden Euro will die Staatsregierung die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise schneller überwinden. Die für die Agenda ausgelobten 2500 Stellen für Professoren und wissenschaftliches Personal sollen nun bereits bis 2021 besetzt werden. Außerdem wird der Startschuss für mehrere Bauprojekte und Forschungsvorhaben vorgezogen. "Das ist ein echter Forschungsturbo", erklärte Ministerpräsident Markus Söder nach der Kabinettssitzung am Montag. Man starte ein "eigenes bayerisches Konjunkturprogramm".
Nach den Plänen der Staatsregierung wird unter anderem das Ausbautempo für die "Denkwelt Oberpfalz" erhöht, auch die Fördermittel werden um fünf Millionen Euro angehoben. Die Einrichtung soll in Kooperation mit der OTH Amberg-Weiden der Technologietransfer im Bereich Künstliche Intelligenz stärken. Bayernweit liegen die Schwerpunkte auf den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Quanten-Computing und Wasserstofftechnologie. Indem man dafür Spitzenforscher aus aller Welt anwerbe, sei es Ziel, in einigen Sparten auf "Nobelpreis-Niveau" zu arbeiten.
Insgesamt werden die Ausgaben für die Hightech-Agenda um 900 Millionen Euro erhöht. Neu darin enthalten ist ein von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vorgeschlagener, mit 250 Millionen Euro ausgestatteter "Scale-up-Fonds" für technologiebasierte Unternehmensgründer. Finanziert wird das aus nicht gebrauchten Mitteln des Corona-Fonds. Statt der ursprünglich veranschlagten 20 Milliarden Euro würden heuer daraus vermutlich nur elf Milliarden abgerufen werden müssen, teilte Finanzminister Albert Füracker (CSU) mit. Söder sprach von einem "wirklich dicken Brocken", mit dem inmitten der Corona-Krise ein "kraftvolles Signal des Aufbruchs und der Zuversicht" gesendet werde. Bayern sei gegenwärtig das einzige Land, das einen derartigen Kraftakt stemme.
"Corona frisst sich immer tiefer die Wirtschaft und die Arbeitswelt", analysierte Söder. Um die Folgen für Unternehmen und Arbeitsplätze abzufedern, sei neben Überbrückungshilfen auch eine in die Zukunft gerichtete Wissenschaftsoffensive erforderlich. Söder warnte davor, angesichts "explodierender Infektionszahlen" in europäischen Nachbarländern darauf zu setzen, dass Deutschland von dieser Entwicklung verschont bleibe. Man müsse deshalb weiter konsequent Abstandsregeln und Schutzmaßnahmen einhalten und Verstöße dagegen in Zweifel hart bestrafen. Dabei bezog er sich auf den mutmaßlich von einer Party-Gängerin ausgelösten Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen. Dieser sei ein "Musterfall für Unvernunft".
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.