An bayerischen Schulen steigt die Zahl der Quarantänefälle weiter an. Nach Angaben des Kultusministeriums befanden sich am Donnerstag 1,87 Prozent der Schülerinnen und Schüler in behördlich angeordneter Quarantäne. Das wären in absoluten Zahlen rund 30.000. Nicht mitgerechnet sind darin Kinder und Jugendliche, die sich wegen noch ausstehender Testergebnisse vorsorglich in häusliche Isolation begeben haben. Die hohen Inzidenzen und die vielen Quarantänefälle würden Unterrichtsalltag und -geschehen inzwischen "massiv beeinträchtigen", stellten der bayerische Philologenverband (BPV), die bayerische Direktorenvereinigung und die Landes-Eltern-Vereinigung für die Gymnasien in einer gemeinsamen Erklärung fest. "Durch Quarantäne und erste Krankheitswellen herrscht im Klassenzimmer ein Kommen und Gehen, an geregelten Unterricht ist oft nicht zu denken", beschrieb der BPV-Vorsitzende Michael Schwägerl die Lage. Der Spagat zwischen Aufrechterhaltung des Normalbetriebs und Corona-Bewältigung sei "vielerorts zu groß geworden".
Die wachsende Zahl an Schülerinnen und Schülern in Quarantäne müsse regelmäßig mit Material versorgt werden, damit sie den Anschluss nicht verlören. "Ein Schönreden der Lage an den Schulen hilft nicht", fasste Schwägerl zusammen. Das herbeigesehnte "fast normale Schuljahr" sei derzeit nicht zu erkennen. Vor diesem Hintergrund forderte Schwägerl Anpassungen zum Beispiel bei der Zahl der Leistungsnachweise. "Die Schulen tun gerade alles, um einen sicheren Schulbetrieb aufrechtzuerhalten und Rückstände aufzuholen", erklärte Schwägerl. Dabei könne die reine Planerfüllung aktuell nicht an erster Stelle stehen. "Die Erwartungshaltung an die Schulen muss dringend der Realität angepasst werden."
Handlungsbedarf bei Digitalisierung
Angesichts der stetig steigenden Zahl an Quarantänefällen an den Schulen sieht die SPD im Landtag weiter dringenden Handlungsbedarf bei der Digitalisierung. Es gehe darum, auch Kinder und Jugendliche bestmöglich zu versorgen, die wegen angeordneter Quarantäne nicht am Präsenzunterricht teilnehmen könnten, erklärte die SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr. Dazu müsse hybrider Unterricht angeboten werden, "der das Positive des Präsenzunterrichts mit den guten Erfahrungen aus dem Distanzunterricht verknüpft".
"Masterplan" nötig
Weil die Digitalisierung an vielen Schulen noch immer nicht optimal sei, brauche es einen "Masterplan für die digitale Schule". Dazu gehört nach Ansicht Strohmayrs die Lernmittelfreiheit für digitale Endgeräte. Ein von der Schule gestelltes Schüler-Laptop müsse "so selbstverständlich werden, wie das kostenlose Mathebuch". Nötig sei auch die Vollausstattung der Lehrkräfte mit Dienstgeräten. Außerdem brauche jede Schule endlich einen EDV-Systembetreuer.
Die Digitalisierung der Schulen sei aber nicht nur eine technische, sondern auch eine pädagogische Herausforderung, erklärte Strohmayr. Um gerade an weiterführenden Schulen hybride Modelle erfolgreich zu installieren, sei Rechtssicherheit für digitale Leistungserhebungen nötig. Der Rechtsrahmen müsse fair und praktikabel sein. Um dafür die notwendigen Parameter zu finden, regte Strohmayr einen Modellversuch an. Zudem müsse das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte weiter ausgebaut werden. Wünschenswert wäre aus Sicht Strohmayrs eine Fortbildungswoche pro Schuljahr für jede Lehrkraft.
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