München
24.02.2021 - 18:24 Uhr

Klima-Report: In Bayern wird’s richtig heiß

Heißere und trockenere Sommer, mildere und regnerischere Winter - darauf müssen sich die Bayern nach dem neuen Klima-Report einstellen. Um die Folgen erträglich zu machen, will Umweltminister Glauber den Klimaschutz verstärken.

Auf die Oberpfalz kommen staubtrockene Zeiten zu. Bild: Gabi Schönberger
Auf die Oberpfalz kommen staubtrockene Zeiten zu.

Der Klimawandel in Bayern schreitet immer schneller voran. "Die Entwicklung ist seit dem letzten Report dynamischer geworden", erklärte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) bei der Vorstellung des neuen Klima-Reports. Der Vorgänger war 2015 verfasst worden. Glauber forderte deshalb Bürger, Unternehmen und Politik im Freistaat auf, den Klimafahrplan des Pariser Abkommens unbedingt einzuhalten. Damit ließen sich die Folgen der Erwärmung zumindest begrenzen und bewältigbar machen. "Mit jedem Jahr, das wir nicht handeln, wird es teurer für die Gesellschaft", warnte Glauber.

Zunahme der Erkrankungen

Die Auswirkungen des Klimawandels werden laut Report vielfältig sein. Wegen der steigenden Hitze im Sommer gehen die Experten von einer Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Zudem drohen vermehrt Infektionskrankheiten, weil unter anderem tropische Mückenarten als Überträger von Krankheiten heimisch werden könnten. Auch Allergiker werden wohl wegen früherer und längerer Vegetationsperioden mehr Probleme durch Pollenflug bekommen. In den Mittelgebirgen wird Wintersport die Ausnahme werden. In Höhenlagen unter 800 Metern werden die winterlichen Niederschläge zunehmend von Schnee in Regen übergehen. Die Folge werden auch mehr winterliche Hochwasser sein. Genaue regionalisierte Prognosen für die einzelnen Regionen Bayerns will das Landesamt für Umwelt im Sommer vorlegen.

Glauber sieht Bayern dank des neuen Klimaschutzgesetzes auf einem guten Weg, die negativen Folgen des Klimawandels noch begrenzen zu können. Ziel bleibe die Klimaneutralität bis spätestens 2050. Dazu will Glauber ein zweites Klimapaket schnüren, das neben dem Erhalt und der Renaturierung von Mooren auch einen Schub bei den erneuerbaren Energien bringen soll. Ab 2022 will er deshalb die Dächer aller staatlichen Gebäude schrittweise mit Photovoltaik (PV) ausrüsten. Danach soll nach seinen Vorstellungen für gewerbliche und private Neubauten die PV auf dem Dach zur Pflicht werden. Außerdem will Glauber weiter für die Abschaffung der 10H-Regel bei der Windkraft eintreten. "Wir müssen bei der Energiewende besser und schneller werden", sagte er.

SPD: "Totalversagen"

Der SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn sprach von einem "Totalversagen" der Staatsregierung beim Klimaschutz. Nach den neuen Zahlen werde die "Klimaerhitzung noch schlimmer als bisher angenommen". Es brauche ein umfassendes Sofortprogramm für den Klimaschutz statt unverbindlicher Symbolpolitik. Christoph Skutella (FDP) fordert mehr Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels für die Bürger. Zudem müsse der Klimaschutz international durch entsprechend ausgerichtete Entwicklungshilfe in Schwellenländern forciert werden.

Tirschenreuth29.01.2021
Hintergrund :

Prognosen aus dem Klima-Report

Nach den im Report errechneten Prognosen wird sich die bayerische Jahresdurchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1970 bis 2000 ohne Klimaschutzmaßnahmen um 4,8 Grad erhöhen. Die Zahl der Hitzetage mit einer Maximaltemperatur von mehr als 30 Grad würde um 36 zunehmen, die der Sommertage mit mehr als 25 Grad um 73 und die der Tropennächte mit nächtlichen Tiefstwerten von über 20 Grad um 18. Gleichzeitig würde die Zahl der Frosttage mit einem Tiefstwert unter 0 Grad um 81 sinken, die der Eistage mit einer Höchsttemperatur von 0 Grad um 26.

Mit Klimaschutzmaßnahmen nach dem Pariser Abkommen ließe sich die Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur auf 1,6 Grad begrenzen. Die Zahl der Hitzetage stiege nur um 11, die der Sommertage um 33 und die der Tropennächte sogar nur um 2. Frosttage gäbe es 31 weniger, Eistage 12. Die Niederschlagsmenge würde sich über ganz Bayern gerechnet trotz Klimawandel kaum verändern, dafür umso mehr die regionale und saisonale Verteilung. Besonders betroffen wäre der Norden Bayerns, auf den im Sommer weniger Regen und mehr Hitzeperioden zukommen werden. Die Winter werden dafür tendenziell milder und nasser. Zudem ist mit mehr Extremwetterereignissen wie Starkregen zu rechnen.

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Deutschland & Welt24.02.2021
 
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