Mit einer Landtierarztquote beim Studium der Veterinärmedizin will die Staatsregierung der in zahlreichen Regionen Bayerns drohenden Unterversorgung mit Tierärzten für Schweine und Rinder entgegenwirken. Nach dem Vorbild der Landarztquote in der Humanmedizin sollen dafür neun Prozent der Studienplätze für Bewerber reserviert werden, die sich dazu verpflichten, nach ihrer Ausbildung für mindestens zehn Jahre in einem unterversorgten Gebiet Großnutztiere zu betreuen. Dabei spielt die persönliche Eignung der Bewerber die Hauptrolle, nicht ihre Abiturnote. Pro Jahr könnten davon rund 30 Studienanfänger profitieren. Der Startschuss soll zum Wintersemester 2025/26 fallen. So sieht es ein Gesetzentwurf von Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) vor, den er am Mittwoch dem Landtag vorlegte.
Nach einer Studie der Universität München droht in zahlreichen Regionen Bayerns eine tierärztliche Unterversorgung bei der Haltung von Schweinen und vor allem Rindern. Bereits 2025 könnten demnach bei Rindern die gesamte Oberpfalz betroffen sein, bei Schweinen zumindest die Region Amberg-Sulzbach. In ganz Bayern ist die Zahl der niedergelassenen Tierärzte für die Versorgung von großen Nutztieren seit 2014 von 1200 auf 710 gesunken. Dieser Trend soll sich weiter fortsetzen.
Glauber erklärte, die Abiturnote sei zwar eine Indikator für den Studienerfolg, garantiere aber nicht, dass aus dem Studienanfänger ein guter Tierarzt werde. "Es geht auch um Leidenschaft und Herzblut", sagte Glauber. Man setze daher nun auch auf andere Auswahlkriterien wie die Vorbildung in einem Beruf mit Berührungspunkten zur Nutztierhaltung und -medizin oder ein fachspezifisches Praktikum. Um Missbrauch beim privilegierten Zugang zum Tiermedizinstudium auszuschließen, sieht der Gesetzentwurf eine Vertragsstrafe in Höhe von bis zu 250 000 Euro für den Fall vor, dass die Verpflichtung des Bewerbers, für zehn Jahre in einem unterversorgten Gebiet zu praktizieren, nicht eingehalten wird.
Im Landtag zeichnet sich eine breite Zustimmung zu der Vorlage ab. So erklärte Paul Knoblach (Grüne), die Staatsregierung gehe einen Schritt in die richtige Richtung. Die Lücken würden aber nicht nur bei den niedergelassenen Tierärzten größer, sondern auch in den Veterinärämtern. Die Amtstierärzte dort arbeiteten "seit Jahren am Limit". Die Folge sei eine im Vergleich zu anderen Bundesländern "dramatisch niedrige Kontrolldichte" in den Ställen. Statistisch werde eine landwirtschaftliche Tierhaltung in Bayern nur alle 48 Jahre amtstierärztlich begutachtet. Anna Rasehorn (SPD) betonte, ohne ausreichende tierärztliche Betreuung müssten Landwirte ihre Tierhaltung aufgeben. Dies sei nicht nur ein persönliches Schicksal, sondern führe auch zu längeren Transportwegen von Tieren und Fleischprodukten zu den Kunden und zu vermehrten Importen aus Ländern mit geringeren Tierschutzstandards.
Für die AfD erklärte Gerd Mannes, die Initiative Glaubers sei begrüßenswert, werde aber nicht ausreichen, um das Problem zu lösen. Es brauche zusätzlich attraktivere Arbeitsbedingungen für Tierärzte von Großvieh und einen Abbau von Bürokratie in den Ställen und im Veterinärwesen. Petra Loibl (CSU) betonte, die Nachwuchsgewinnung im Bereich der Tierärzte müsse intensiviert werden. "Mehr Landtierärzte bedeuten mehr Tiergesundheit, mehr Lebensmittelsicherheit und mehr Tierseuchenschutz", sagte sie. Von "alarmierenden Zahlen" sprach Marina Jakob (Freie Wähler). In einigen Regionen Bayerns gehe es um die Zukunft der Nutzzierhaltung. Es brauche ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die Landtierarztquote sei dafür ein entscheidender Ansatz.



















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