München
25.02.2025 - 15:31 Uhr

Wegen Energiepreise in Bayern: "Die Stimmungslage in den Unternehmen ist explosiv"

Bayerns Wirtschaft ist weiter unzufrieden mit den Fortschritten bei der Energiewende. Defizite sieht sie vor allem beim Ausbau der Windkraft und der Stromnetze. Eine Reaktivierung stillgelegter Atomkraftwerke wird skeptisch beurteilt.

Laut einer neuen Studie führt der schleppende Netzausbau in Bayern zu unnötig hohen Strompreisen, weil der eigentlich viel billigere Strom aus erneuerbaren Energien nur unzureichend und unter großem technischen Aufwand eingespeist werden kann. Symbolbild: Julian Stratenschulte/dpa
Laut einer neuen Studie führt der schleppende Netzausbau in Bayern zu unnötig hohen Strompreisen, weil der eigentlich viel billigere Strom aus erneuerbaren Energien nur unzureichend und unter großem technischen Aufwand eingespeist werden kann.

Die Energiewende in Bayern hinkt weiter den Notwendigkeiten hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt das 13. Energiewende-Monitoring der Prognos AG im Auftrag des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (VBW). Defizite gibt es nach wie vor beim Ausbau der erneuerbaren Energien – vor allem bei der Windkraft – und der Stromnetze, zudem sind die Energiepreise zu hoch, und die Erfüllung der selbstgesteckten Klimaziele rückt immer weitere in die Ferne. "Es wird Zeit, dass aus dem Energiewendchen eine echte Energiewende wird", folgerte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt aus den Ergebnissen der Studie. Es brauche in Bund und Land eine massive Beschleunigung der Verfahren und eine "konsequente energiepolitische Aufholjagd".

Beim Ausbau der Stromnetze fehlen nach der Prognos-Studie derzeit bundesweit mehr als 2200 Kilometer zu den ursprünglichen Zielen. Allerdings ist zuletzt zumindest die Zahl der Genehmigungsverfahren und der erteilten Bauerlaubnisse deutlich gestiegen. Nach Einschätzung des mit der Studie betrauten Energieexperten Sven Kreidelmeyer führt der schleppende Netzausbau zu unnötig hohen Strompreisen, weil der eigentlich viel billigere Strom aus erneuerbaren Energien nur unzureichend und unter großem technischen Aufwand eingespeist werden könne.

Besser voran kommt in Bayern der Ausbau der erneuerbaren Energien. Dazu trägt vor allem die Photovoltaik bei. "Beim Wind hat Bayern dagegen fast gar nichts geschafft", urteilte die Prognos-Studienleiterin Almut Kirchner harsch. Immerhin steige nach der Lockerung der 10H-Abstandsregel die Zahl der Bauanträge für Windkraftanlagen spürbar an. Als positiv bewertete Kirchner zudem, dass der Zubau an Batteriespeichern dynamisch vorankomme. Sehr weit entfernt sei der Freistaat allerdings von seinen eigenen Klimazielen. Hauptgründe seien die unverändert hohen CO2-Emissionen im Verkehr und deren minimaler Rückgang bei Gebäudeheizungen.

Nach Einschätzung Brossardts ist die Lücke beim Netzausbau "immer noch gewaltig", bei der Windenergie gebe es "reichlich Luft nach oben". Auch brauche es endlich einen international konkurrenzfähigen Industriestrompreis, um die Schließung und Abwanderung von Unternehmen aus Kostengründen zu stoppen. "Die Stimmungslage bezüglich der Energiepreise ist in den Unternehmen explosiv", sagte Brossardt. Mit Blick auf die zum Teil massiv subventionierten Energiekosten in China, Frankreich oder den USA erklärte er, es wäre auch in Deutschland "regelrecht geboten, dass der Strompreis staatlicherseits gesenkt wird". Es brauche dafür eine entsprechende Schwerpunktsetzung im Bundeshaushalt.

Skeptisch äußerte sich der Energieexperte Kreidelmeyer zu den jüngsten Überlegungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), stillgelegte Atomkraftwerke zu reaktivieren. Die Kosten dafür wären immens hoch, der Effekt auf den Strompreis mit einer Reduzierung von bestenfalls 0,5 Cent je Kilowattstunde sehr gering. Für die Versorgungssicherheit seien die Meiler ohnehin nicht erforderlich. Zudem seien sie für das moderne Energiesystem zu unflexibel, weshalb der Zubau neuer Gaskraftwerke zum Ausgleich für Stromlücken ungleich sinnvoller und effektiver wäre. Als überlegenswert schätzte Brossardt dagegen Söders Idee ein, im Sinne der Technologieoffenheit in die Forschung und Entwicklung neuartiger Kernkraftwerke zu investieren. Ob diese sich dann auf dem Markt zusetzten, werde man sehen.

 
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