Mit Spannung hatten am Mittwochabend in Leipzig Kunstinteressierte auf die Frau gewartet, die spätestens seit ihrem legendären Presse-Auftritt an der Seite von John Lennon jeder kennt: Yoko Ono. Im Museum der bildenden Künste wurde die europaweit größte Retrospektive der Künstlerin eröffnet. Das Motto: "Peace is Power". Miriam Ferstl aus Neunburg war dort mehr als nur Zaungast, sie hatte für den Ausstellungsteil "Water Event" ein Kunstwerk beigesteuert.
Der Weltfrieden war schon vor 50 Jahren zentrales Thema bei der heute 86-jährigen Yoko Ono. Die Bilder von einer Pressekonferenz im Bett mit Beatles-Mitbegründer John Lennon gingen um die Welt. Um "Peace" (Frieden) geht es ihr auch in Leipzig, beispielsweise wenn dort in einer Installation 100 Särge aufgereiht werden. Aber auch Vogelgezwitscher und der Duft von Zitronenbäumchen bekommen Raum in der umfangreichen Werkschau mit Performance, Musik und Kunst. Und mittendrin auch ein gläsernes Objekt, der 32-Jährigen Kunststudentin mit Neunburger Wurzeln.
"Große Visionärin"
Die junge Frau, die inzwischen in München lebt, hat sich an einer Ausschreibung für deutsche Künstler beteiligt. Sie wurde ausgewählt für das Projekt "Water Event". Geplant war, dass Yoko Ono bei der Ausstellungseröffnung Behältnisse wie das von Ferstl mit Wasser befüllen sollte. Doch auf diesen Beitrag mussten Künstler und Gäste am Mittwoch verzichten. Ein kleiner Wermutstropfen auch für 32-Jährige aus Neunburg, die sich nichtsdestotrotz über die Eintrittskarte in die renommierte Kunstszene freut. Yoko Ono sei eben eine große Visionärin, die sich nicht verbiegen lasse, stellt sie voller Bewunderung klar.
Wenn man die Anleitung liest, erhält man schon eine Vorstellung des Bildes, also warum noch ein Bild produzieren?
Tatsächlich ist Yoko Ono eine der einflussreichsten und umstrittensten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihr Schwerpunkt liegt auf Performance und Konzeptkunst, außerdem gilt sie als Wegbereiterin der sogenannnten Fluxus-Bewegung: Statt Bilder und Objekte präsentiert sie Anleitungen und lädt auch mal das Publikum zum Mitmachen ein. "Wenn man die Anleitung liest, erhält man schon eine Vorstellung des Bildes, also warum noch ein Bild produzieren?", so die Devise. Für die Installation "Arise" hat sie beispielsweise auch Frauen aus Leipzig und Umgebung aufgerufen, Gewalterfahrungen zu dokumentieren. Und sie gab auch den Anstoß für das Projekt "Toilet Thought", bei dem jeder auf Plakaten in öffentlichen Toiletten seine Gedankengänge niederschreiben kann.
Bei der Leipziger Schau können Besucher bis 7. Juli einen Einblick in die schöpferische Bandbreite der in New York lebenden Künstlerin bekommen. Und immerhin können sie auch Yoko Onos Stimme hören und ihre Filme sehen, die Kunstgeschichte schrieben.
Zurück auf dem Boden
Nebenbei lohnt es sich, einen Blick auf die neue Generation von Künstlern zu werfen, zu denen auch Miriam Ferstl gehört. Sie verfolgt inzwischen einen neuen Weg, der sie zurück zu ihren Wurzeln im Oberpfälzer Wald führt, und den Blick von prachtvollen Kronleuchtern zurück auf den Boden lenkt, den Waldboden: Dort sind es mikroskopische Strukturen, die Ferstl in einer Symbiose von Kunst und Naturwissenschaft unter die Lupe nehmen will.
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