Alles in allem zeichnet der aktuelle Restaurantführer 308 Häuser aus, eins weniger als im Vorjahr. Die Sterne sollten eigentlich bei einer großen Feier am Dienstag in Hamburg verliehen werden. Wegen des Coronavirus wurde die Veranstaltung jedoch abgesagt.
In der Oberpfalz behalten laut der offiziellen Pressemitteilung des Guide Michelin das "SoulFood" in Auerbach (Landkreis Amberg-Sulzbach), "Storstad" in Regensburg, "Leos by Stephan Brandl" in Bad Kötzting und das Gregor's in Rötz (beides Landkreis Cham) ihren einen Stern. Einen zweiten Stern bekam das Restaurant "Oberndorfer's Eisvogel" in Neunburg vorm Wald (Landkreis Schwandorf).
Bittere Nachrichten gab es für die abgebrannte "Schwarzwaldstube" in Baiersbronn. Dem Traditionshaus, das sich 27 Jahre lang in Folge mit drei Sternen schmücken konnte, wurden diese aberkannt. Auch die benachbarten "Köhlerstuben" verlieren ihren erst im vergangenen Jahr erkochten einen Stern. Beide Häuser waren im Hotel "Traube Tonbach" untergebracht, in dem im Januar ein Feuer ausgebrochen war. Sie
sollen nun mit einem ehrgeizigen Zeitplan bis 2021 wieder aufgebaut werden.
30 Restaurants verlieren Sterne
"Wir sind einfach zu dem Entschluss gekommen, dass wir Restaurants, die nicht mehr existieren, nicht mehr empfehlen können. Da würden wir uns unglaubwürdig machen", sagt der Direktor des "Guide Michelin" für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel. "Die Sterne sind ja nicht aus Qualitätsgründen gestrichen worden, sondern weil ein großes Unglück geschehen ist." Insgesamt verloren 30 Häuser aus ganz Deutschland ihre Sterne. Entweder weil sie geschlossen haben, die Qualität abgenommen hat oder weil sie ein neues Konzept verfolgen.
Die Zahl der Drei-Sterne-Restaurants bleibt konstant bei zehn, da das Berliner "Rutz" neu hinzugekommen ist. Küchenchef Müller habe in nur kurzer Zeit "eine sagenhafte Entwicklung vollzogen", erklärt der
internationale Direktor des Guide Michelin, Gwendal Poullennec. Die Gerichte seien voller Finesse. "Auch in ihrem ausgeprägten Bezug zur Natur heben sie sich deutlich ab."
Zwei Sterne für "Oberndorfer's Eisvogel"
Deutschland beheimatet so viele Zwei-Sterne Restaurants wie nie zuvor. 43 Häuser werden jetzt in dieser Kategorie gelistet, darunter gleich sieben Neuzugänge, wie aus dem "Guide Michelin" 2020 hervorgeht. Darunter sind sieben Neuzugänge. So konnte das in Berlin-Neukölln ansässige "Coda Dessert Dining" innerhalb nur eines Jahres einen zweiten Stern hinzugewinnen. In lässigem Ambiente serviert René Frank eine laut Michelin "unverwechselbare und kreative Küche auf Basis moderner Patisserie-Techniken" - und verzichtet dabei konsequent auf industrielle Produkte.
Ebenfalls neu aufgestiegen in die Zwei-Sterne-Kategorie sind in Bayern das "Les Deux" in München und "Obendorfer's Eisvogel" in Neunburg vorm Wald. Außerdem das "Olivo" in Stuttgart, das "Gustav" in Frankfurt, das "bianc" in Hamburg sowie das "Jante" in Hannover. "Wir verfolgen, dass die guten Küchenchefs sich dort niederlassen, wo die Nachfrage ist und das konzentriert sich immer mehr auf die Großstädte", sagt Flinkenflügel. Und dann gebe es natürlich traditionell die Regionen in Baden-Württemberg und Bayern, in denen die Spitzengastronomie über viele Jahre gewachsen sei.
Buntere und vielfältigere Küche
Was sind die Trends, die sich abzeichnen? Zum einen natürlich mehr vegetarische und vegane Angebote sowie regionale und saisonale Zutaten. "Die Spitzenrestaurants werden immer bunter und immer vielfältiger", erklärt Flinkenflügel. Es gebe keinen Einheitsbrei, sondern eine schöne Vielfalt.
255 Häuser können sich über einen Stern freuen, wobei ein Haus im Kleinwalsertal in Österreich liegt - aber eine Straßenverbindung nach Deutschland hat. Ein Restaurant, das die Tester besonders beeindruckt
habe, sei das "mural" in München, das jetzt mit einem Stern ausgezeichnet wurde. "Dort kochen zwei junge Küchenchefs, die keine 25 Jahre alt sind", sagt Flinkenflügel.
Empfehlungen des "Guide Michelin"
Auf der Internetseite des "Guide Michelin" geben die Restaurantkritiker weitere Empfehlungen für Gasthäuser in der Oberpfalz ab, die noch keinen Stern erhalten haben, aber wohl auf dem besten Weg dorthin sind:
- "Wirtsstube" in Wernberg-Köblitz
- "Esskunst" in Schwarzenfeld
- "Weißes Ross" in Illschwang
- "Turmstube" im Landhotel Birkenhof in Neunburg vorm Wald
- "Alte Post" in Ponholz
- "Zum Goldenen Krug" in Mintraching
- "Ödenturm" in Cham
Der "Guide Michelin Bib Gourmand Deutschland 2020" ist ab Freitag, 6. März, im Buchhandel erhältlich.
Geringer Frauenanteil
Die ersten Michelin-Sterne in Deutschland wurden 1966 verliehen. Im vergangenen Jahr waren 309 Restaurants ausgezeichnet worden, dabei hatte ein Haus zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen. Wie im Vorjahr fällt der sehr geringe Frauenanteil auf - und dass keine einzige Köchin in der höchsten Klasse mit drei Auszeichnungen zu finden ist.
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