Als Unternehmer Siegfried Rossmann im Jahr 2002 der Stadt den stillgelegten Bahnhof abkaufte, war für ihn klar: "Da muss wieder eine Lok her." 2010 entdeckte er im Raum Hannover die "Hanomag 3427" mit Baujahr 1899. Diese entspricht in ihrer Bauart den ersten "Bockerln", die auf der Bahnstrecke Nabburg-Oberviechtach-Schönsee unterwegs waren. Die ramponierte Lok wurde mit einem Tieflader in die Oberpfalz gebracht, aufwendig restauriert und direkt vor dem historischen Bahnhofsgebäude auf Schienen gestellt. Das waren dann allerdings nur wenige Meter.
Zugverkehr eingestellt
Denn nachdem die Deutsche Bahn AG den Betrieb der Strecke im Februar 1995 offiziell eingestellt hatte, wurden ab 1998 auch die Gleise demontiert. Damit war die Eisenbahngeschichte der Region, die 1895 mit der Gründung des "Eisenbahn-Komitees Schwarzenfeld-Schönsee" und der ersten Zugfahrt zwischen Nabburg und Oberviechtach im Jahr 1904 hoffnungsvoll gestartet hatte, zu Ende. Siegfried Rossmann erfüllte sich mit dem Kauf des Bahnhofs einen Kindheitstraum. Denn das angrenzende Areal gehört nicht nur der Firma Aloys Rossmann KG: Hier saß er als Bub auch jeden Tag bei Großonkel Fritz auf der Fensterbank und beobachtete den "Bockl", der um 16 Uhr in den Bahnhof dampfte. Anfang der 1960er-Jahre kam dann der Triebwagen dazu.
Lokschuppen 2012 eröffnet
"Ich hab schon im zarten Alter von zwei Monaten eine Modelleisenbahn bekommen", erwähnt Siegfried Rossmann im Gespräch mit Oberpfalz-Medien lachend. Der Vater von vier Söhnen ist auch jetzt noch begeisterter Modelleisenbahner mit einer großen Anlage im Keller. Deshalb sei für ihn auch klar gewesen, dass er die restaurierte Dampflok nicht im Regen stehen lassen wollte. Die Idee für einen gläsernen Lokschuppen wurde in die Tat umgesetzt und im Mai 2012, beim LAG-Radlersonntag, mit vielen Gästen die Eröffnung gefeiert. Die ehemalige Bahntrasse zwischen Nabburg und Schönsee blieb als Bayerisch-böhmischer Freundschaftsweg für Radfahrer und Wanderer erhalten und mauserte sich zu einem touristischen Anziehungspunkt. Die Lokale Arbeitsgemeinschaft (LAG) für regionale und grenzüberschreitende Entwicklungsprojekte machte es möglich, dass aus der Privatinitiative ein EU-Projekt wurde: Dampflok, Lokschuppen und der gesamte Bahnhofsumgriff mit Fassadensanierung und Toilettengebäude wurden mit 50 Prozent der Kosten bezuschusst.
Dafür steht der Lokschuppen den Sommer über von 9 bis 18 Uhr offen. Gruppenführungen können bei der Tourist-Info im Rathaus gebucht werden (während der Coronakrise nicht möglich). Doch auch im Schaukasten gibt es einiges zu entdecken. Ein historisches Streckentelefon, eine Kelle, die Schaffner-Tasche mit Billett-Stempelmaschine und eine Original-Mütze des früheren Bahnhofvorstehers.
Wer dann noch die historischen Fahrpläne studiert, bekommt einen Einblick in die Zeit, als Mobilität noch ein Luxusgut war. Ein Beispiel aus dem Sommerfahrplan des Jahres 1939: Wer um 4.50 Uhr in Oberviechtach mit dem Zug losfuhr, der kam nach zehn Haltestellen um 5.50 Uhr in Nabburg an. Mit dem Auto sind es jetzt rund 15 Minuten.
Daten zur Eisenbahngeschichte des Altlandkreises
- Im Jahr 1895wird das "Eisenbahn-Komitee Schwarzenfeld-Schönsee" gegründet. 1904 wird die Strecke zwischen Nabburg und Oberviechtach in Betrieb genommen. Ab 1913ist die Fahrt bis Schönsee möglich.
- Die Bahn stellt den Personenverkehr auf der Strecke im Mai 1976 ein. Dank des Bundeswehrstandorts in der Grenzlandkaserne läuft der Güterverkehr (Endstation Bahnhof Lind) offiziell bis 1. Februar 1995weiter.
- Eine Nostalgie-Dampfzugfahrt lockt im Mai 1991Gäste zum Bahnhof Oberviechtach. 1998 startet der Rückbau der Gleise.
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