„Wir müssen Vorbilder schaffen“

Regensburg
13.01.2021 - 17:55 Uhr

Seit 2015 steht Professorin Andrea Klug an der Spitze der OTH Amberg-Weiden. Im Interview berichtet die Präsidentin, wie sie mehr Professorinnen an die OTH locken möchte – und von ihren eigenen Erfahrungen als Frau, die Karriere macht.

Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden.

ONETZ: Wie viele Professoren an der OTH Amberg-Weiden sind weiblich?

Professorin Andrea Klug: : An unserer Hochschule sind derzeit acht Frauen als Professorinnen tätig. Zeitnah werden es neun sein und wir haben aktuell mehrere Professuren zur Besetzung ausgeschrieben und hoffen, dass sich viele Frauen für diesen so interessanten Beruf interessieren und bewerben. In unseren Hochschulgremien wie Senat und Hochschulrat sind Frauen zu etwa 30 Prozent vertreten.

ONETZ: Sind Sie mit dieser Zahl an Professorinnen zufrieden?

Ich bin mit der Gesamtzahl der Professorinnen an unserer Hochschule und auch in Bayern allgemein noch nicht zufrieden, zufrieden bin ich aber mit der Entwicklung hin zu mehr Professorinnen. Wir haben an der OTH Amberg-Weiden bereits vor vielen Jahren Maßnahmen ergriffen, um Frauen – Schülerinnen, Studentinnen und auch Absolventinnen – zu fördern, und zwar als Technische Hochschule vor allem in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

ONETZ: Wie werden sie gefördert?

Wichtig ist dabei vor allem, dass wir Vorbilder schaffen und zwar auf allen Ebenen – Vorbilder, die für eine Karriere im Bereich der Hochschule und auch im MINT-Bereich stehen. Und wir unterstützen unsere Studentinnen und Absolventinnen, indem wir Mentoringprogramme etabliert haben und über einschlägige Foren und Plattformen junge Frauen auch aktiv ansprechen und vernetzen. Darüber hinaus haben wir die Steigerung der Zahl von Professorinnen in die Zielvereinbarungen mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium aufgenommen und dafür auch Finanzmittel hinterlegt.

ONETZ: Sie sind selbst Professorin und Hochschul-Präsidentin. Haben Sie in Ihrer Karriere Nachteile gehabt, weil Sie eine Frau sind?

Nein, ich selbst kann nicht von Nachteilen berichten – was sicher aber auch damit zusammenhängt, dass ich als Staatsanwältin, Richterin und als Hochschullehrerin im öffentlichen Dienst tätig war und bin. Der öffentliche Dienst hatte die Gleichstellung stets im Fokus, weshalb zum Beispiel keine Unterschiede in der Besoldung bestehen.

ONETZ: Inwiefern kann eine Kampagne wie "Werde Professorin" dabei helfen, die Frauenquote in wissenschaftlichen Führungspositionen zu erhöhen?

Die Kampagne hat verschiedene, mit Blick auf die beschriebenen Herausforderungen wichtige Zielsetzungen. Sie will werben für den Beruf der Professorin, will die interessanten, abwechslungsreichen und sinnstiftenden Aufgaben herausstellen und die Vielfalt des Berufsspektrums bekannt machen. Und sie will Frauen vor allem auch Informationen und Unterstützung geben, zum Beispiel für Berufungen, Stipendien, Lehraufträge. Ich freue mich schon jetzt auf viele neue Kolleginnen.

ONETZ: In Bayern ist nur jede fünfte Professur mit einer Frau besetzt. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Klug: Es fehlt in Bayern nicht an hervorragend qualifizierten Frauen – im Gegenteil. Ich erlebe Studentinnen mit hervorragenden Studienleistungen, junge wissenschaftliche Mitarbeiterinnen mit großem Engagement und Promovierende mit wissenschaftlichem Tiefgang. Wir müssen diese Frauen aber noch mehr informieren und motivieren, und unterschiedliche Biografien zum Beispiel mit Familienphasen ermöglichen und entsprechend bewerten.

Hintergrund:

Zur Person: Professorin Andrea Klug

  • geboren 1965
  • Aufgewachsen in Trausnitz im Landkreis Schwandorf
  • Jurastudium an der Uni Regensburg
  • Berufserfahrung als Richterin und Anwältin
  • Ab 2000 an der OTH Weiden-Amberg, zunächst als Professorin für Rechtsschutz und Wirtschaftsprivatrecht in der Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik
  • Ab 2008 OTH-Vizepräsidentin
  • Seit 2015 Präsidentin der Hochschule
Regensburg13.01.2021
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