Drei Dinge sind am Ende des Tages festzuhalten: Die Freien Wähler wollen lieber heute als morgen mit der CSU eine Koalition eingehen, die grünen Verhandler sehen die Erfolgsaussichten in eigener Sache eher skeptisch, und die CSU entscheidet heute, wie es weitergeht. Man wolle die Gespräche über Nacht "sacken lassen" und sich dann nach umfassender Abwägung auf den potenziellen Regierungspartner einlassen, heißt es aus Kreisen der CSU-Sondierer.
Als sich die Türen des Saals kurz nach dem Mittagsläuten zum ersten Mal öffnen, treten Ministerpräsident Markus Söder und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger forsch vor die Presse. "Wir hatten ein sehr konstruktives Gespräch und dabei festgestellt, dass es ein großes Maß an Übereinstimmung gibt", berichtet Söder. Allerdings bestehe in manchen Punkten weiterer Diskussionsbedarf. "Es ist noch eine Menge an Arbeit zu leisten mit den Freien Wählern, da sind noch viele Einzelheiten zu klären", betont er.
"Keine roten Linien"
Aiwanger ist da viel euphorischer. Er dankt der CSU für den "respektvollen Umgang" und die "angenehme Atmosphäre von der ersten Minute an", um dann zu erklären: "Ich habe keine roten Linien erkennen können, die einer Koalition im Wege stehen würden." Es gebe aus seiner Sicht "keine K.o.-Kriterien". Konkrete Inhalte nennt Aiwanger genauso wenig wie Söder. Die Freien Wähler wollten aber "neue Ideen für Bayern" in die Regierungsarbeit einpflanzen. "Ich bin mir sicher, dass wir zusammenkommen", wird Aiwanger später in kleinerer Runde noch sagen.
Auf alle Fälle drückt der Freie-Wähler-Chef aufs Tempo. Er will eine schnelle Fortsetzung der Gespräche, am besten schon am Freitag. Man müsse die Dinge "schnell in trockene Tücher bringen", dürfe keine Zeit verschwenden. Es wirkt, als könne es Aiwanger gar nicht erwarten, als Minister vereidigt zu werden. Er drängt Söder regelrecht. Der werde schnell erkennen, wer ihm der bessere Partner sei. "Ich glaube, er ahnt es, oder er weiß sogar schon", zwinkert er Söder zu. Der tritt höflich, aber bestimmt auf die Bremse: "Es gilt auch hier der Grundsatz: Drum prüfe, wer sich ewig bindet." Auch wenn die Ewigkeit in diesem Fall zunächst nur fünf Jahre dauern würde.
Um kurz nach 17 Uhr geht die Tür zum zweiten Mal auf. Jetzt sind die Statements auffallend geschäftsmäßiger. Zwar lobt Söder auch das Gespräch mit den Grünen als "sehr seriös in menschlich angenehmer Atmosphäre", von größeren Schnittmengen ist aber nichts zu hören. "Wir haben manche Gemeinsamkeit festgestellt und viele gute Ideen ausgetauscht, es gab aber auch Trennendes", sagt Söder und nennt dafür ein Beispiel. Zu einer Einigung bei Fragen der Inneren Sicherheit wäre es "ein weiter Weg".
Keine Säuseleien
Katharina Schulze, weiblicher Teil des grünen Spitzen-Duos, ist der größtmögliche Gegensatz zu Aiwangers mittäglichen Säuseleien. "Wir haben als zweitstärkste Kraft im Land deutlich den Veränderungswunsch der Bürger in verschiedenen Politikfeldern auf den Tisch gelegt", macht sie deutlich, dass das Regieren mit den Grünen für die CSU zwar lohnend, aber auch anstrengend werden könnte.
Konzilianter gibt sich ihr Kollege Ludwig Hartmann. Er bleibt bei seiner Vision, "das Beste aus beiden Welten" in einer schwarz-grünen Koalition zusammenzubringen. Auch er verschweigt inhaltliche Differenzen aber nicht. Selbst beim "klassischen grünen Umweltthema" gebe es "gewisse Gräben" zu überwinden. Auf die Nachfrage, ob es Chancen auf eine Einigung gebe, ziehen die Politiker wortlos davon. Aus Kreisen der Grünen hört man später noch, dass man weiter bereitstünde, und aus der CSU, dass die Angelegenheit noch offen sei. Bis Donnerstag nach einer Telefonkonferenz des CSU-Präsidiums.
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