Tirschenreuth
29.01.2019 - 16:08 Uhr

Urteil gegen Immenreuther Bürgermeister fällt am Donnerstag

Heinz Lorenz, Bürgermeister von Immenreuth, muss sich vor dem Amtsgericht Tirschenreuth wegen Untreue verantworten. Am Dienstag sagten Gemeinderäte und Grundstücksbesitzer aus. Bereits am Donnerstag soll das Urteil fallen.

Amtsgericht Tirschenreuth. Bürgermeister Heinz Lorenz (links) begrüßt seinen Anwalt Sebastian Lehr. Bild: bkr
Amtsgericht Tirschenreuth. Bürgermeister Heinz Lorenz (links) begrüßt seinen Anwalt Sebastian Lehr.

Der Gemeinderat Immenreuth ist am Dienstag fast vollzählig. Vor dem Amtsgericht Tirschenreuth sagen acht Gemeinderäte als Zeugen aus. Derartig deckungsgleich, dass es Verteidiger Sebastian Lehr unheimlich ist. Weil es eben „die Wahrheit ist“, hält Staatsanwalt Hans-Jürgen Schnappauf dagegen.

Die Wahrheit wäre demnach, dass Bürgermeister Heinz Lorenz - warum auch immer - in alle Richtungen ziemlich geschwindelt hat. Beispiel Baugebiet Steinäcker II. Den Gemeinderäten signalisierte er 2017, dass die Erschließung beginnen könne. Die Verhandlungen mit den Grundstückeigentümern seien in trockenen Tüchern. "Alles ist safe" war sein Lieblingsspruch, der von fast jedem Gemeinderat zitiert wird.

Richtig war, dass er mit Eigentümern verhandelte, aber über die Ergebnisse keine Verträge abschloss. Vier Grundbesitzer sagen am Dienstag aus. Mit Dreien hatte sich der Bürgermeister im Vorfeld mündlich auf Tauschgeschäfte geeinigt. Nur dann schlief das Ganze ein. "Da kam nichts mehr", sagt ein Waldsassener, dem allein sechs Bauplätze gehörten. Vergeblich warteten die Eigentümer auf Vertragsentwürfe vom Notar.

Immenreuth07.09.2018

Eines haben dann alle gemeinsam: Sie fielen aus allen Wolken, als es zum Baustopp kam. Die Grundstücksbesitzer, als auf ihrem Grund die Maschinen anrollten. Die Gemeinderäte, als sie erfuhren, dass die Eigentumsverhältnisse eben nicht geklärt waren. Die Baufirma machte eine Kostenaufstellung über 54.000 Euro, die durch den Stillstand entstanden seien. Eine Rechnung habe man nicht geschrieben, so ein Ingenieur, man warte ab, ob die Erschließung vielleicht doch noch starte.

Tatsächlich sieht es so aus, dass das Baugebiet im Frühjahr endlich in Angriff genommen werden kann. Die Grundstückskäufe sind - teilweise exakt so wie mit Lorenz geplant - inzwischen über die Bühne gegangen. Die Regie führt in der Gemeinde Immenreuth aktuell der zweite Bürgermeister Josef Hecht, als langjähriger Pressesprecher des Landkreises Tirschenreuth weithin bekannt.

Der Schaden durch den Baustopp Steinäcker ist der Hauptanklagepunkt. Ein weiterer Komplex betrifft rund 1000 Überstunden, die sich Heinz Lorenz in seiner Zeit als Kämmerer von 2011 bis 2014 selbst ausbezahlte. Dazu stellte sich vor Gericht heraus, dass in der Gemeinde früher und auch jetzt enorm viele Überstunden geleistet werden. Aber genau aus diesem Grund müsste Lorenz klar gewesen sein, dass eine Vergeltung vom Gemeinderat genehmigt werden muss. Für zwei Beamte kam es nämlich zur Auszahlung, als diese die Behörde wechselten.

Das Verfahren wird indessen abgekürzt. Weitere Zeugen wurden abgeladen. Am Donnerstag wird nach Auskunft von Amtsgerichtsdirektor Thomas Weiß bereits plädiert. Möglicherweise soll auch schon am Nachmittag ein Urteil fallen. Für Bürgermeister Lorenz entscheidet sich daran die weitere berufliche Existenz: Bei einer Freiheitsstrafe ab 12 Monaten verlöre er seinen Beamtenstatus.

Immenreuth17.01.2019
 
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