Zweiter Bürgermeister Hecht führt während das Amt während des Krankenstandes von Bürgermeister Lorenz. Seit letzter Woche muss sich dieser vor dem Schöffengericht Tirschenreuth der Untreue verantworten. Beide gehören der CSU an, die mit Lorenz 2014 Peter Merkl (SPD) aus dem Amt katapultierte.
Beide - Hecht und Merkl - sagen am Dienstag nacheinander vor Gericht aus. Sie sollen zu den über tausend Überstunden Stellung nehmen, die sich Lorenz in seiner Zeit als Kämmerer zwischen 2011 und 2014 zu Unrecht ausbezahlt hat. Es stellt sich heraus, dass Überstunden bei der Gemeinde Immenreuth schon immer ein großes Thema waren. Lorenz' Vorgänger als Bürgermeister, Peter Merkl, klagte nach seiner "Nicht-Wiederwahl", wie er es nennt, vor dem Verwaltungsgericht Regensburg erfolglos auf Ausbezahlung von 900 Überstunden und 457 Urlaubstagen. Lorenz' Nachfolger als Kämmerer, Thomas Kaufmann, kämpft aktuell mit einem Berg von 1030 Stunden.
Hecht und Merkl betonen allerdings unisono, dass Heinz Lorenz zu keiner Zeit Alarm geschlagen habe: "Er hat nie den Eindruck erweckt, dass da eine Riesenanzahl Überstunden vorliegt. Es ist nie eine Überlastungsanzeige erfolgt", sagt Hecht. Auch um eine Ausbezahlung habe Lorenz nie gebeten.
Beinahe alle Gemeinderäte im Zeugenstand - Maria Frauenholz, Bernhard Söllner, Matthias Melzner, Roman Melzner, Josef Prechtl, Jürgen Kreuzer, Ludwig Melzner - erinnern sich an Überstunden-Aufstellungen, die in Sitzungen vorgelegt wurden. Dabei ging es vor allem um den überlasteten Bauhof. "Das ging ab und zu mal bis 200 hoch", erinnert sich Prechtl. Kämmerer Lorenz fiel ihm nicht auf. Für Prechtl sind das ohnehin "relativ geringe" Stunden-Stände: "Ich komme aus der freien Wirtschaft, da schaut's oft ganz anders aus."
Der zweite Komplex der Anklage umfasst das Baugebiet Steinäcker II. Vier Grundstücksbesitzer schildern im Zeugenstand ihre Überraschung, als im Frühjahr 2017 die Bagger zur Erschließung anrollten. Zu einem Zeitpunkt, als die Gemeinde noch gar nicht Eigentümer des Areals war.
Obwohl sich drei von ihnen gar nicht verweigert hätten. Einem Rentner aus Waldsassen und einem Elektriker aus Immenreuth gehörten sechs bzw. zwei Bauplätze. Beide boten Tauschgeschäfte an. Mit beiden hatte sich mit Lorenz mündlich geeinigt. "Aber dann kam nichts", sagt der Waldsassener. Er habe Lorenz mehrmals angesprochen. Dieser habe ihm jeweils zugesichert, dass "morgen der Notarvertrag im Postkasten liegt". Den ganzen Winter über sei nichts passiert. "Und dann rollten die Bagger an." Er drohte dem Bauleiter mit Polizei und ärgert sich, der Buhmann gewesen zu sein: "Ich bin immer als der Schreier hingestellt worden." Die Geschäfte mit diesen beiden sind inzwischen abgewickelt.
Ein Rentner (73) hatte sein Tauschgeschäft mit Bürgermeister Lorenz schon schriftlich fixiert. Vor Gericht sträubt er sich, Zahlen zu nennen - bis Staatsanwalt Schnappauf das für ihn übernimmt. Der 73-Jährige hätte 197 Quadratmeter, die man für die Zuwegung brauchte, gegen 12 000 (!) Quadratmeter Gemeindegrund eingetauscht. Staatsanwalt Schnappauf staunt über den "Supertausch", den man glatt "in die Anklage aufnehmen könnte". Dieser Deal kam bis heute nicht zustande.
Ein Immenreuther Landwirt ist der einzige, der nie verkaufen wollte. Er ist auch der einzige, mit dem Bürgermeister Lorenz nie verhandelt hat. Seinen Gemeinderäten erzählte er etwas ganz anderes. Matthias Melzer liest eine Whatsapp vor: "Hi. Heute Einigung mit x erzielt." Die Einstellung des Rinderhalters war eigentlich bekannt: Er hatte schon zu Merkls Zeiten bei jeder Auflegung des Bebauungsplanes Widerspruch eingelegt. Vor Gericht warb der Bauer um Verständnis: Er wolle von der Anbindehaltung zum Laufstall umbauen und könne keinen Grund abgeben. Eine Einigung konnte inzwischen aber auch mit ihm erzielt werden: Der Landwirt lässt durch sein Grundstück die Leitungen verlegen.





















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