Während andernorts in Deutschland eifrig, aber umstritten gelockert wird, zieht Bayerns Staatsregierung kräftig an der Notbremse. Aufschub geplanter Öffnungsschritte, Testpflicht für alle Schüler, Rücknahme von Sonderregelungen für Baumärkte und Buchhandlungen - Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schwört sein Kabinett und die Bürger weiter auf Vorsicht ein. Selbst von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der zuletzt im Wochentakt Hoffnung auf Öffnungen und Lockerungen gemacht hatte, sind keine Widerworte zu vernehmen. Ob aus Frust oder Einsicht weiß man nicht so genau.
Für Söders demonstrativen Kurs der Zurückhaltung gibt es gute Gründe. Der Blick nach Österreich zeigt, dass allein auf mehr Corona-Tests gegründete Öffnungen nur einen trügerischen Hauch von mehr Freiheit bringen. Seit im Nachbarland dieser Kurs gefahren wird, ist die Inzidenz auf einen doppelt so hohen Wert wie in Bayern gestiegen. Die Folge: Viele Lockerungen müssen zurückgenommen werden. Ähnlich sieht es in Tübingen aus, der vermeintlichen Vorzeigestadt der vergangenen Wochen. So bitter es ist: Mit dem Corona-Virus lassen sich keine Kompromisse schließen. Am Ende hilft nur Impfen, Impfen, Impfen. Umso ärgerlicher, dass es damit noch immer zu langsam vorangeht.